"Die Physiker": Die Welt als Irrenhaus, in dem Irre die Irren als Irre entlarven

(v.l.n.r.): Rainer Frieb als "Ernst Heinrich Ernesti, gennannt Einstein", Vera Borek als "Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd, Irrenärztin", Thomas Kamper als "Johann Wilhelm Möbius" und Erich Schleyer als "Herbert Georg Beutler, genannt Newton".
Das Volkstheater zeigt "Die Physiker" als Groteske mit einer geisterhaften Vera Borek.

Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt, 1962 mit riesigem Erfolg uraufgeführt, ist heute vor allem ein Deutschunterrichts-Klassiker. Die im Stück verhandelten Fragen – wie frei oder neutral darf Wissenschaft sein, führt Atomspaltung zwingend auch zur Atombombe? – eignen sich ideal für eine Deutschschularbeit.

Der Plot: Der geniale Physiker Möbius will sich und seine Erkenntnisse im Irrenhaus begraben. Er spielt, ihm erscheine der König Salomo. Zwei Berufskollegen, die vorgeben, sich für Newton bzw. Einstein zu halten, sind von ihren Staatsmächten auf Möbius angesetzt.

Bilder der Inszenierung

"Die Physiker": Die Welt als Irrenhaus, in dem Irre die Irren als Irre entlarven

FOTOPROBE: "DIE PHYSIKER"
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Möbius gelingt es, seine Kollegen zu überzeugen, dass ihnen nur das Exil im Irrenhaus bleibt – zu gefährlich ist sein Wissen. Doch Anstaltsleiterin Dr. von Zahnd hat Möbius’ Manuskripte heimlich kopiert. Sie ist die wahre Verrückte, die von Weltherrschaft träumt und sich von Salomo auserwählt fühlt.

Das Stück wird in Österreich gar nicht so oft gespielt, wie man glauben würde. Das Volkstheater zeigte es zuletzt 1999. Rainer Frieb, der diesmal den Einstein verkörpert, spielte damals den Newton (den diesmal Erich Schleyer gibt; Thomas Kamper ist ein koboldhafter Möbius). Hilde Sochor legte die als Mathilde von Zahnd als Parodie eines James-Bond-Bösewichts an.

Diesmal spielt Vera Borek die Rolle wie ein Weiß-Clown, zerbrechlich, flackernd, geisterhaft. Dass sie nach dem Ende tatsächlich die Welt erobert, erscheint unwahrscheinlich. Vermutlich ist sie selbst Insasse eines Irrenhauses und weiß es nur nicht – und bildet sich die ganze Handlung nur ein.

Regisseur Elias Perrig inszeniert das Stück als Groteske: Irre entlarven Irre als Irre – sicheren Boden gibt es hier nicht. Er gibt aber auch der Verführung zum Blödeln nach (eine Kelly-Family-Parodie mit quälend falschem elfstimmigen Flötenspiel) und nimmt der Handlung damit viel an Gefährlichkeit.

Andererseits: Vielleicht kann man dieses Belehrungsstück aus der Zeit des Kalten Krieges heute nur noch so spielen: Die Welt als Irrenhaus, in dem sich weitere Irrenhäuser befinden. Mehr Tempo wäre trotzdem erlaubt gewesen.

Viel Applaus (und totales Chaos beim Verbeugen).

KURIER-Wertung:

"Die Physiker": Die Welt als Irrenhaus, in dem Irre die Irren als Irre entlarven
Rainer Frieb als „Einstein“, Thomas Kamper als „Möbius“ – und Vera Borek als geisterhafte Oberböse Mathilde von Zahnd

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