"Die Peanuts": "Ich bin ein Wischiwaschi-Versager"

Charlie Brown ist verliebt und sein Hund Snoopy hilft ihm dabei, Eindruck bei seiner Angebeteten zu schinden: „Die Peanuts“
Quietschbunter Nostalgie-Trip ins angenehm altmodische Peanuts-Universum von Charles M. Schulz.

Zwar verbot der legendäre Schöpfer der Peanuts, Charles M. Schulz, dass nach seinem Tod ein anderer Zeichner seine Comic-Strips fortsetzen durfte. Doch so richtig hat sich dieser testamentarischer Wunsch nicht durchgesetzt. Immerhin aber blieb die nunmehr fünfte Peanuts-Kinoverfilmung in der Familie. Sohn und Enkel von Schulz schrieben das Drehbuch für diesen neuen Nostalgie-Trip ins quietschbunte Kinderland.

Natürlich müssen die Peanuts heutzutage in 3-D daherkommen; warum das so sein muss, erschließt sich nicht unbedingt – außer, dass Charlie und seine Freunde eher an kugelige Plastilin-Figuren erinnern als an Comic-Strip-Personal. Dafür aber bleiben die Bilder angenehm ausgeräumt und Detail-reduziert. Wie auch schon in den letzten 65 Jahren hält sich Charlie Brown – ganz Kind seines notorisch depressiven Erfinders Schulz – für einen "unsicheren Wischiwaschi-Versager". Umso mehr, als er sich in eine neue Mitschülerin mit roten Haaren verliebt und sich von ihr ignoriert glaubt ("Sie ist etwas Besonderes und ich bin ein Nichts.") Seine Kollegin Lucy van Pelt ("Ich wurde von einem Hund geküsst!") bescheinigt ihm täglich, was er nicht für ein Hohlkopf sei. Daher kann sie es kaum glauben, als Charlie die besten Testergebnisse seiner Schulklasse bekommt. Von da an erfreut er sich ungeahnter Beliebtheit und rechnet sich neue Chancen bei der Rothaarigen aus. Zumal er auch eine komplizierte Buchbesprechung von "Krieg und Frieden" für sie übernimmt ("Erst war Krieg, dann Frieden.")

Um den mild amüsanten, sympathisch altmodisch erzählten Episödchen rund um Charlie Brown etwas Tempo hinzuzufügen, darf Snoopy ein Fantasie-Abenteuer erleben. In seinen Träumen jagt er das Kampfflugzeug "Der rote Baron", um damit seinen Schwarm "Fifi" – eine Neuerfindung im Peanuts-Universum – zu beeindrucken. Die flotten Action-Sequenzen sollen wohl Pixar-geschulte Kinderaugen beeindrucken, hätten aber ruhig auch etwas kürzer ausfallen können.

Denn die eigentliche Parole der Peanuts-Fans lautet: Typisch Charlie Brown.

Text: Alexandra Seibel

INFO: Die Peanuts. USA 2015. 93 Minuten. Von Steve Martino. Mit der Stimme von Cosmo Clarén.

KURIER-Wertung:

Im Kino: "Die Peanuts"

Werner Boote will kein Hobbit sein: Kein nettes Wesen, das rund um die Uhr von Aragorn bewacht werden muss, damit ihm nichts passiert. Dieses Beispiel bringt der Ex-Chef des Brit-Geheimdienstes, um zu veranschaulichen, warum wir alle Tag und Nacht – wie ein Hobbit – beobachtet werden müssen: zu unserer eigenen Sicherheit. Der Doku-Filmemacher Werner Boote, eine Art österreichischer Michael Moore für Zeitgeist-Themen, knöpft sich nach "Plastic Planet" und "Population Boom" nun Überwachungssysteme und deren Kontrolle unseres Lebens vor. Dass sich mit Handys, Kreditkarten und Facebook ein detailgenaues Profil unseres (Kauf-)verhaltens erstellen lässt, haben wir bereits geahnt, aber Boote bestätigt dies mit Interviews und rasanten Schauplatzwechsel: Zwischen London und Neu-Delhi befragt er Überwachungsbefürworter und -gegner, fördert insgesamt wenig Neues zutage, aber fasst (milde) unterhaltsam und leicht verständlich zusammen: "Wir alle leben im Panoptikum." Und: "Freiheit sieht anders aus."

Text: Alexandra Seibel

INFO: Österreich 2015. 93 Minuten. Von und mit Werner Boote. Mit Jacob Appelbaum.

KURIER-Wertung:

"Die Peanuts": "Ich bin ein Wischiwaschi-Versager"
Werner Boote überwacht den Überwachungsapparat

"Was wurde aus?" ist eine – in der Klatschpresse wie auch in seriösen Medien – beliebte Fragestellung rund um (einstmals) Prominente.

Nach diesem Konzept funktioniert auch der Film "Mr. Holmes", den US-Regisseur Bill Condon rund um den britischen Meisterdetektiv entwickelte. Ian McKellen spielt Sherlock Holmes, der noch einmal mit der Lösung eines – wahrscheinlich letzten – Falles betraut wird. Der Film spielt in der Nachkriegszeit: Sherlock Holmes lebt auf dem Land, ist alt, schon lange in Pension und mehr als gebrechlich. Nicht mehr Watson steht ihm zur Seite und schaut ihm auf die Finger, sondern Roger: Der kleine Knirps ist der Sohn der Haushälterin, und dessen Entdeckungsfreude hilft Holmes dabei, seinen letzten Fall zu lösen, oder besser: sich überhaupt an ihn zu erinnern.

Fast als bewusstes Gegenstück zu den modernen, actiongeladenen Kinofilmen und der schillernden postmodernen TV-Serie entwirft Condon ein gemächliches, zuweilen auch etwas altmodisches Rührstück, das ein bisschen klischeehaft so britisch sein will wie der Afternoon-Tea in Downton Abbey.

Sehenswert ist der Film nicht (mehr) wegen der Kombinationsgabe des Protagonisten, sondern wegen Ian McKellen. Er verkörpert den wackligen und doch störrischen, barschen und zugleich gütigen alten Herrn mit großer Hingabe. Es lohnt sich, ihm dabei zuzuschauen, auch wenn stellenweise nicht die Noblesse des Schauspielers, sondern die Fadesse der Handlung die Oberhand gewinnt.

Text: Gabriele Flossmann.

INFO: GB/USA 2015. 104 Min. Von Bill Bill Condon. Mit Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker.

KURIER-Wertung:

"Die Peanuts": "Ich bin ein Wischiwaschi-Versager"
Sehenswert: Ian McKellen als Meisterdetektiv Sherlock Holmes

Der deutsche Entertainer Hape Kerkeling brachte unter dem Titel "Ich bin dann mal weg" ein Buch über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela heraus. Bei der Verfilmung seiner teils irdischen, teils auch spirituellen Reiseabenteuer ist Kerkeling allerdings nur Produzent und lässt sich selbst von Devid Striesow spielen. Einen Film lang kann man beobachten, wie einst der Bub "Hans Peter" zum Komiker "Hape" wurde, wie er nach einem Zusammenbruch auf der Bühne sein "Couch-Potatoe-Dasein" beendet und zum Grab des heiligen Jakob pilgert. Kerkelings Buch ist zu entnehmen, dass er selbst (s)eine Art von Glauben auf dem Jakobsweg finden konnte – als "Buddhist mit christlichem Überbau".

Diese Erkenntnis erschließt sich dem Filmzuschauer nicht wirklich. Devid Striesow erfüllt seine Rolle mit viel Anstand, hat aber doch einen Film lang mit der Tatsache zu kämpfen, nicht Hape Kerkeling zu sein. Besinnliche Weihnachtsunterhaltung, die sich manchmal zu krampfhaft bemüht, Komik ins Spiel zu bringen.

Text: Gabriele Flossmann.

INFO: D 2015. 92 Min. Von Julia von Heinz. Mit Devid Striesow, Martina Gedeck.

KURIER-Wertung:

"Die Peanuts": "Ich bin ein Wischiwaschi-Versager"
Martina Gedeck und Devid  Striesow auf dem Jakobsweg

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