Die Oscars in Kürze: Wann, wer, und warum keine Schwarzen?

Leo DiCaprio im Film "The Revenant"
88. Verleihung in der Nacht auf Montag: DiCaprio ist Oscar-Favorit, schwarze Künstler bleiben zu Hause.

Diesmal stehen die Chancen gut für Leonardo DiCaprio. Fünf Mal war er bereits für den Oscar nominiert und fünf Mal hat er ihn nicht bekommen. Doch das könnte sich in der Nacht auf Montag ändern.

Seine sechste Nominierung als bester Hauptdarsteller erhielt der 41-Jährige heuer für den Winter-Western "The Revenant – Der Rückkehrer". Glaubt man den Wettbüros, liegt DiCaprio vor Michael Fassbender ("Steve Jobs"), Eddie Redmayne ("The Danish Girl"), Bryan Cranston ("Trumbo") und Matt Damon als "Marsianer".

Bei den Frauen gilt Brie Larson als Favoritin: In "Raum" spielt sie eine Mutter, die – es erinnert an österreichische Fälle – mit ihrem Kind eingesperrt lebt. Zu ihren Konkurrentinnen zählen Cate Blanchett, Jennifer Lawrence und Kate Winslet.

Gesetzt den Fall, DiCaprio würde den Oscar für seine Rolle als Bärentöter im Tiefschnee erhalten, müsste man sich fragen: Ist "Der Rückkehrer" wirklich seine beste Rolle? Oder nur seine extremste?

DiCaprio und sein Regisseur Alejandro Iñárritu ließen keine Gelegenheit aus, um auf die schwierigen Drehbedingungen von "The Revenant" hinzuweisen. Man hätte in Kanada bei minus 30 Grad Celsius gearbeitet; DiCaprio hätte in echte Bison-Leber gebissen, um seinen Überlebenskampf möglichst real erscheinen zu lassen. Und er wäre wiederholt in eiskaltes Wasser gesprungen. Kurz gesagt: Die kolportierte Entstehungsgeschichte von "The Revenant" fiel in eine Kategorie, die dem Hochleistungssport ziemlich nahe kam.

Vielleicht nicht ganz zufällig verlor 2014 DiCaprio den Oscar an Matthew McConaughey, der für seine Rolle damals ebenfalls an die Grenzen ging. In "Dallas Buyers Club" spielte er einen Aids-Kranken und fastete sich rund 20 Kilo von den Rippen. Dafür bekam er nicht nur enorm viel Medien-Echo, sondern auch den Oscar. Wenn die Academy also "Radical Acting" belohnt, ist DiCaprio der Oscar so gut wie sicher.

Weiße Oscars

Neben den üblichen Spekulationen, wer gewinnen wird, beherrschte ein Thema die heurige Oscar-Debatte: das Fehlen von schwarzen Künstlern in den Nominierungslisten. Bereits das zweite Mal in Folge wurden kein schwarzer Schauspieler, keine schwarze Schauspielerin (von Regisseuren ganz zu schweigen) für einen Oscar nominiert.

Die Empörung darüber entfesselte den Twittersturm #OscarsSoWhite. In Reaktion auf die "weißen Oscars" hatte die Präsidentin der Academy eine Aufstockung veranlasst, um die Vorherrschaft von betagten weißen Männern bei den Wahlberechtigten einzuschränken. Hollywood-Größen wie Jada Pinkett Smith, Will Smith und Regie-Kaliber Spike Lee haben ihren Besuch bei der Preisverleihung abgesagt. Bleibt zu hoffen, dass Chris Rock als Host des Abends nicht als einziger Schwarzer unter lauter Bleichgesichtern übrig bleibt.

Und sonst?

Alles Wissenswerte zum Oscar gibt es auf KURIER.at/oscars

Kommentare