"Alle Stars wollen mitspielen"

Applaus, Applaus, sie sind wieder da! Nachdem Kermit, Miss Piggy & Co. schon beim ersten Kinofilm erkannten, dass sie nicht nur fernsehtauglich sind, sondern auch das Zeug zu veritablen Filmstars haben, sind sie nun in einem zweiten Film zu sehen. "Muppets Most Wanted" (ab Donnerstag im Kino) ist – wie nicht anders zu erwarten – ein schräges Kinovergnügen für junge und alte Missen und ihre teils nicht mehr prinzentauglichen Frösche. Ein altersloser Kinospaß, wie der britische Regisseur James Bobin beim Interview in Berlin bestätigt.

KURIER: Haben Sie eine innige Beziehung zu den Muppets?

James Bobin: O ja, das kann man sagen. Ich liebe sie über alles. Ich bin mit ihnen aufgewachsen: Jeden Sonntag bin ich in Titchfield bei meiner Oma auf der Couch gesessen, habe ihren Kuchen gemampft und Muppets geschaut. Das Schöne ist, dass die Serie jedem gefällt – ob jung oder alt, spießig oder liberal, die Puppenshow funktioniert immer.

Was ist die Qualität der Muppets, die sie so liebenswert macht?

Ich denke, das ist ihre Ausstrahlung. Auch für mich als Regisseur der beiden Muppets-Filme war es das Wichtigste, sie mit dieser Aura der Leichtigkeit und Fröhlichkeit zu umgeben. Die Muppets sind nie böse, außer es taucht so ein Fiesling wie Kermits Doppelgänger, der Schurke Constantine, auf. Die Menschen lieben das. Die Welt ist ohnehin schlecht genug.

Die Cast-Liste von "Muppets Most Wanted" liest sich wie ein Who’s who der Showbiz-Schickeria. Von Tina Fey über P. Diddy und Usher bis zu Danny Trejo, Til Schweiger und Céline Dion.

Was soll ich sagen? Alle Stars reißen sich darum, mit den Muppets spielen zu dürfen. "Machete" Danny Trejo rief mich in der Sekunde zurück und flippte fast aus: "Ich spiele immer dieselbe Rolle des Bösewichts und will das unbedingt machen. Gib mir eine verrückte Rolle, ich kann auch gut tanzen." Genauso war’s bei den anderen Stars. Til Schweiger war begeistert von seiner Mini-Rolle als Polizist, Céline hat sich sofort zum Duett mit Miss Piggy bereit erklärt. Es war noch nie so leicht, hochkarätige Stars für kleine Cameo-Auftritte zu bekommen.

Wir Österreicher können Christoph Waltz beisteuern, der sich hier ungewohnt charmant gibt.

Ihm hat die Idee, mit den Muppets zu spielen, sehr gut gefallen. Wir haben uns auch was einfallen lassen für ihn: Er musste natürlich – nomen est omen – einen Wiener Walzer tanzen.

Besonders aufwendig sind wie immer die Kostüme von Miss Piggy. Die waren wohl schweinisch teuer?

Na ja, Ehre, wem Ehre gebührt. Miss Piggy ist eine Luxusbrumme, und da ist es schon okay, wenn Vivienne Westwood ihr Hochzeitskleid designt. Vivienne fand die Idee, für Miss Piggy zu schneidern, übrigens ganz normal, so nach dem Motto: "Ich mache Kleider für jede Figur".

Diesmal kommt es ja fast zur Hochzeit zwischen Kermit und Miss Piggy. Sollen die beiden Ihrer Meinung nach heiraten oder ihr außergewöhnliches Verhältnis wild weiterführen?

Ich bin eher gegen eine Hochzeit. Ich bin da ganz einer Meinung mit Kermit: Man sollte diese Frage weiter offenlassen.

Haben Sie sich schon dabei ertappt, mit den Puppen wie mit richtigen Menschen zu reden, nachdem Sie monatelang Tag und Nacht mit ihnen zusammen waren?

Durchaus. Wenn ich Kommandos an die Puppenspieler gebe, dann ist es, als würde ich die Puppen anschnauzen. Dann erwacht buchstäblich das Tier in mir. Aber es ist auch mein Ehrgeiz, sie von ihrer besten Seite zu zeigen. Dass sie singen und tanzen können, dramatisch und lustig sein. Eben echte Stars.

Ist es Zufall, dass der Schurke im Film ein Russe ist?

Wir haben nach einem Typen und einem Ort gesucht, die selbst einem Frosch wie Kermit Angst einflößen. Da hat sich Russland mit seinen Gulags angeboten.

Kermit erfüllt Miss Piggy jeden Wunsch. Er ist äußerst wohlwollend, redet nicht zurück, hat einen seltsamen Akzent , und er willigt sogar zur lang ersehnten Hochzeit ein.

Halt, Moment: Da kann doch was nicht stimmen. Das ist nicht der gute , alte Kermit, den wir kennen, oder? – Ist er auch nicht, sondern es ist Constantine, der gefährlichste Froschschurke der Welt. Nach seiner Flucht aus einem russischen Strafgefangenenlager nimmt Constantine, der Kermit zum Verwechseln ähnlich sieht, einfach dessen Platz ein. Kermit landet statt Constantine im Gulag – und schafft es selbst dort noch, die Wärterin Nadya mit seinem Charme um den Finger zu wickeln.

Dass das Rad nicht neu erfunden werden kann, sprich: dass fast 40 Jahre nach Erfindung der Muppets (durch Jim Henson und Frank Oz) und Erstausstrahlung der ,Muppets‘-Serie im Fernsehen keine ganz neue und originelle Geschichte mehr erdacht werden kann, ist klar. So ist die Story vom schurkischen Kermit-Doppelgänger, auf den alle bis auf Das Tier hereinfallen, nicht gerade zündend. Aber darauf kommt es bei den Muppets auch nicht an: Kermit, Miss Piggy, Fozzie Bär, Das Tier, Gonzo, Scooter sowie Waldorf & Statler sind mit den Jahren zu popstarartigen Kultfiguren geworden, die jedem noch so dünnen Plot trotzen. Also einfach lachen, wenn einem danach ist: Etwa, wenn der französische Interpol-Inspektor mit einem winzigen rosa Einsatzauto vorfährt, das an Fred Feuersteins Steinzeit-Laufwagen erinnert. Oder Miss Piggy den echten Kermit, ihren Kermit, zweifelsfrei daran erkennt, dass er keine klaren Entscheidungen trifft ("Kermit, ich bin so froh, du bist es!") . Oder "Machete" Danny Trejo mit Ray Liotta im russischen begeistert tanzt und singt... Muppets-Time and the living is easy ...

Info: Muppets Most Wanted. USA 2014. 107 Min. Von James Bobin. Mit Tina Fey, Ricky Gervais, Ray Liotta, Christoph Waltz, Lady Gaga. uvm.

KURIER-Wertung: