Die mitreißende Kraft der Rebellion
Rebellion ist tägliche harte Arbeit und gewaltfreier Protest doppelt so effektiv wie der Einsatz von brutaler Gegenwehr. Das ist die Quintessenz aus der neuen Doku „Everyday Rebellion“, die bei der Berlinale mit dem „Cinema for Peace“-Award geehrt wurde und nun auch bei der Diagonale in Graz unter großem Applaus gezeigt wurde. Am 21. März kommt der Film regulär in die österreichischen Kinos.
In fünfjähriger Arbeit haben die österreichisch-iranischen Regie-Brüder Arash und Arman T. Riahi mehr als 1.400 Stunden Material gesammelt und zu einem beinahe zweistündigen, mitreißend und unterhaltsam gestalteten Manifest für politische Rebellion verdichtet. Weiteres Videomaterial ist auf einer crossmedialen Webseite, die das Projekt begleitet, zu sehen.
Occupy & Co.
Einige "Femen"-Aktionen
Methoden des Protests
Die Wurzeln der Ungerechtigkeit werden im Film nicht analysiert. „Wir wollten uns wirklich auf die Methoden des Protests konzentieren“, sagt Arman T. Riahi nach der Vorstellung im KIZ Royal Kino. Es wäre unmöglich in einem einzigen Film den politischen Background in all diesen Ländern zu zeigen. Dass Unterschiede zwischen dem Protest gegen das Finanzkapital und dem gegen despotische Regime bestehen, sei den Machern durchaus bewusst gewesen. „Wir haben aber nicht das Recht zu sagen, dieses Problem wiegt schwerer als dieses. Es gibt auch in den USA sehr viele Leute, die leiden.“ Die Gründe für die Wut der Bürger würden ohnehin in den Massenmedien beleuchtet.
"Femen"-Protest soll nackt bleiben
Die prominenteste Aktivistin der feministischen Gruppe „Femen“ lebt seit 2012 in Frankreich. Nach einer Solidaritätsaktion für die russische Protest-Punkband Pussy Riot, bei der Schewtschenko (23) ein großes Holzkreuz mit einer Motorsäge umschnitt, habe sie aus der Ukraine flüchten müssen.
Bekannt wurde die Gruppe durch ihre Protestaktionen mit nackten Oberkörpern. An dieser Methode werde man auch angesichts der neuen, unsicheren Verhältnissen in der Ukraine festhalten. „Nach dieser überzeugenden Antwort, die 'Everybody Rebellion' gibt, wäre es seltsam, plötzlich Gewalt statt Nacktheit einzusetzen – wobei Femen da ein bisschen heraussticht. Wir versuchen diese Aggression, die wir haben, zu zeigen – auch wenn sie nicht direkt gewalttätig ist.“ Wenn es aber nicht mehr funktionieren würde, könnte „Femen“ auch andere Protestformen einsetzen.
Körpersprache
„Wir als Gruppe haben vieles ausprobiert“, erzählt Schewtschenko. “Am Beginn nahmen wir an langweiligen klassischen Demonstrationen Teil. Wir wurden zwei Jahre lang ignoriert. Schließlich haben wir festgestellt, dass unsere Sprache eine ganz andere sein muss als jene, die unsere Gegner verwenden. Dass sich die "Kraft des Volkes" durchsetzen wird, davon ist die Ukrainierin überzeugt. “Die Leute, die für etwas auf die Straße gehen, werden gewinnen und nicht jene, die nur im Ledersessel sitzen und ihr Geld zählen.“
2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes seien nötig, um mit großer Wahrscheinlichkeit etwas verändern zu können, meint Co-Regisseur Arash T. Riahi. Habe man 5 Prozent auf seine Seite gebracht, dann sei einem Anliegen der Sieg schon fast sicher.
Kommentare