"Die letzten Tage der Menschheit": Krieg spielen in Berlin

"Die letzten Tage der Menschheit": Krieg spielen in Berlin
Der Theatermacher Paulus Manker zeigt in einer Industriehalle das unaufführbare Drama – phänomenal, erschreckend aktuell

Paulus Manker tut es wieder: Er führt „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus in Berlin auf, macht das „Marstheater“ (vom Autor, der seit 1915 daran gearbeitet hat, so genannt) zu einem irdischen – mit Riesenaufwand, gigantomanischem Anspruch, dennoch klar strukturiert und stringent, alles selbst organisiert, zusammengestellt, inszeniert. Und man fragt sich als Österreicher zunächst einmal: Wo gibt es in Wien und Umgebung (oder auch anderswo im Land) spektakuläre Hallen, die nach einer Bespielung durch Manker schreien – und wer stellt sie ihm zur Verfügung? Dieses Megaprojekt sollte bald wieder hier zu sehen sein!

Vor allem fragt man sich: Wie kann es sein, dass dieser Theatermacher, dieser Realisierer, dieser Verwirklicher dessen, wovon andere nur träumen, dieser Selbst-in-die Hand-Nehmer nie ein Theater in Österreich leiten durfte? Aber vielleicht trägt schon die Frage, die das Gegen-den-Strom-Schwimmen impliziert, die ihn als Anti-These zu vielen Bürokraten ausweist, auch zu zahlreichen Langeweilern, die Antwort bereits in sich. Wo andere um Subventionen kämpfen, kämpft er um die Kunst.

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