Dengler, die unter anderem der feministischen „Burschenschaft Hysteria“ angehört und gern mit anderen Kunstschaffenden kollaboriert, hat im Hauptraum der Secession zunächst zwei Messekojen positioniert. Eine „Galerie Meyerheim“ stellt hier aus, was eine Anspielung an Denglers reale Galerie (Meyer Kainer) ist, aber auch ein antisemitisches Gedicht Theodor Fontanes zitiert („...wohl, wohl, der ,Meyerheim’ sitzt überall“).
Eine Koje ist als Persiflage auf hochpreisige „Blue Chip“-Galerien angelegt, ein Bild mit bunten Punkten nach Art Damien Hirsts stellt hier neben Jugendstilpostkarten die Frage nach der Grenze zwischen Kunst und Dekoration. Daneben inszenierte Dengler die Koje eines „alternativen“ Kunstorts mit rotziger Punk-Ästhetik.
Aber gibt es jemals kritische Kunst ohne Markt, Subversion ohne Repräsentation?
Der Ausstellungsname „Die Galeristin und der schöne Antikapitalist auf der Gothic Gstettn (Corona Srezessionsession Dengvid-20 :-))“ (sic!), zu sehen bis 6.9., nimmt diesen Widerspruch auf. Er ist auch Titel eines von Dengler erfundenen „Kunstwelt-Groschenromans“ und verweist auf das übergeordnete Thema in der Arbeit der 1981 geborenen Künstlerin: Immer wieder prallt hier das Edle auf das Unedle, das Elitäre auf das Proletarische, Zentrum auf Peripherie.
So ist im Secessions-Saal nun ein kleiner Teich aufgebaut, der an den Badeteich in Hirschstetten erinnern soll. Rindenmulchberge und Blumenschmuck – die auch einen Bösendorfer-Flügel im Secessions-Design in Beschlag nehmen – wurden vom Gärtner Roman Fuchs und von Barbara Urbanic, einer „Hobbyblumengärtnerin mit revolutionärem Gestaltungsdrang“, realisiert. Fuchs ist in Aquarellen, Urbanic in einer Bronzeskulptur verewigt.
Was also ist denkmalwürdig, was einfach denkwürdig? Was bringt eine „Veredelung“ durch die Kunst, und wem bringt sie etwas? Es sind permanent dräuende Fragen, die aber in Denglers Regie noch einmal mit ganz neuem Esprit gestellt werden.
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