Kärntner Geschichte im Theater: "Es gab extremen Bekenntniszwang"
Am 10. Oktober jährt sich die Volksabstimmung über den Verbleib Unterkärntens bei Österreich zum 100. Mal. Bernd Liepold-Mosser hat die Vor- und Nachgeschichte dieses Ereignisses intensiv erforscht. Heute hat sein Stück „Servus Srečno Kärntenpark“ am Stadttheater Klagenfurt Premiere; für die Stadtgalerie kuratierte er dazu die Schau „Kärnten/Koroška von A – Z“
KURIER: Sie nennen Ihr Stück die Summe Ihrer künstlerischen Beschäftigung mit Kärnten. Warum?
Bernd Liepold-Mosser: Wir hatten in Kärnten im 20. Jahrhundert einen starken deutschnationalistischen Grundstrom, der zum Ziel hat, dass die slowenische Kultur zurückgedrängt wird. Das führte dazu, dass die Menschen in Unterkärnten die sprachliche Identität und auch die kulturelle Identität verleugnet haben. Das habe ich schon als Kind in meinem Geburtsort Griffen miterlebt. Jörg Haider hatte später in Kärnten eine Spielwiese, wo er diese Geschichte politisch instrumentalisieren konnte. Ich sagte mir damals: Wenn ich mit diesem Hintergrund Theater mache, müssen das Stücke sein, die sich mit dieser Situation auseinandersetzen. Es könnte aber sein, dass sich dieses Paradigma jetzt langsam auflöst.
Woran sehen Sie das?
FP-Chefideologe Andreas Mölzer hat einmal sinngemäß gesagt, wir brauchen die Kärntner Slowenen als Feindbild nicht mehr, wir haben jetzt andere Möglichkeiten, Politik zu machen – mit den Ausländern. Das Feindbild des kommunistischen Jugoslawien ist weg, Slowenien ist Teil der EU wie Österreich. Dieser Möglichkeit zur Öffnung, zur Pluralität und zum Dialog wohnt aber ein Zynismus inne – denn sie findet statt, nachdem diese slowenische Minderheit in Kärnten stark dezimiert wurde.
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