Die irrwitzigen X-Freunde

"X-Freunde" von Felicia Zeller im Kosmos-Theater: Markus Schramm, Isabella Wolf, Jens Ole Schmieder (v.l.)
Felicia Zellers Stück über chronisch gestresste Lebensoptimierer

Drei Mittvierziger, aufgefressen vom Diktat der Markteffizienz: Agenturstress, Kreativstress, Stress der Arbeitslosigkeit. Das Ärgste, das man zu ihnen sagen kann, ist: "Du hast doch nichts zu tun." Wer tatsächlich nichts zu tun hat, vermerkt Einkäufe im Baumarkt als Termin.

Felicia Zellers Stück "X Freunde", eine Auftragsarbeit für das Schauspiel Frankfurt, ist eine Groteske, in der drei chronisch Überarbeitete einander Tiraden entgegen werfen ohne zuzuhören. Unternehmensberaterin Anne (Isabella Wolf) ist "auf dem Weg der hundertprozentigen Selbstoptimierung", was sie letztlich zu den anonymen Workaholics führt, während ihr Mann Holger (Jens Ole Schmiederer) arbeitslos ist. Und Künstler Pierre Pilz (Markus Schramm) fühlt sich vom Kreativitätsstress erdrückt und hält jammernde Monologe. Prall, anstrengend, stellenweise witzig und insgesamt sehr traurig ist das. Zeller gelingt zeitgeistige Textdichte, ohne dabei in platte Phrasendrescherei abzurutschen. 75 statt hundert Minuten wären allerdings genug gewesen.

Die Schauspieler leisten in Barbara Kleins gelungener Inszenierung viel: Sie stellen ihr verkrampftes Leben auch tänzerisch dar, was in Paola Bianchis Choreografie eindringlich gelingt. Wie Marionetten zappeln sie, versteifen sich oder liegen wie gelähmt auf dem Boden. Paolo Pollo Rodigiheros Lichtregie macht aus der leeren Bühnen immer wieder neue, überraschende Räume, und das spannende Sounddesign von Electic indigo macht hörbar, was es heißt, ständig unter Strom zu stehen.

KURIER-Wertung:

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