Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber die Show geht weiter

Arbeitslosigkeit macht aus Menschen Kreaturen: Anklage im TAG
Ödön von Horváth wird derzeit viel gespielt – am Burgtheater und in Linz („Geschichten aus dem Wiener Wald“), seit Kurzem auch in Salzburg („Kasimir und Karoline“). Man muss die Stücke, die in der Zeit der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus spielen, gar nicht aktualisieren: Die Schicksale der Kleinbürger von einst stehen stellvertretend für jene der Abgehängten von heute. Immerzu träumt man vom besseren Leben – oder überhaupt von einem Leben, von ein bisschen Glück, von einer halbwegs gesicherten Existenz.
Im Volkstheater geht man dennoch eigene, recht verschrobene Wege („Karoline und Kasimir – Noli me tangere“). Und im TAG, im Theater an der Gumpendorfer Straße, glaubt man, Ödön von Horváth unbedingt in die Gegenwart überführen und dessen packendes Stück „Glaube Liebe Hoffnung“ mit plumpen, auch sprachlich plumpen Bezügen aufpeppen zu müssen: Elisabeth kommt im Rahmen einer voyeuristischen TV-Show unter die Räder.
Dabei macht sie brav alles mit, was der schmierige Moderator von ihr fordert: Sie sucht – „Dalli Dalli“ – verzweifelt nach Eigenschaftswörtern, die dem nicht uneigennützig geliebten Mann schmeicheln; sie präsentiert den Investoren – wie in „2 Minuten, 2 Millionen“ – ihre Business-Idee; und sie singt sich – „Deutschland sucht den Superstar“ – mit Schnulzen ins Finale. Es gilt, nicht die Hoffnung aufzugeben. Denn immer wieder geht die Sonne auf, wie Udo Jürgens sang.
Ähnlich plakativ ist die in der Tat rasante Inszenierung von Georg Schmiedleitner. Andreas Gaida, Michaela Kaspar, Georg Schubert, Jens Claßen und Petra Strasser spielen eine Vielzahl von Rollen – als Karikaturen oder Abziehbilder. Der Polizist hört Marschmusik, die Frau Prantl trägt Reizwäsche, die Frau Amtsgerichtsrat Pelz. Und Lisa Schrammel, den Mund zumeist leicht geöffnet, die Augen weit aufgerissen, kann es als Elisabeth einfach nicht packen. Es ist ja auch fast nicht zu packen.
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