Die dumpfen Todesfugen der NS-Vernichtungsmaschinerie

Patricia Aulitzky interpretiert Heimrad Bäckers „nachschrift“, Clara Frühstück untermalt mit düsteren Tönen
Die Uraufführung der Sprachoper „nachschrift“ nach Heimrad Bäcker mit Patricia Aulitzky im Nestroyhof Hamakom

Als geläuterter Nationalsozialist arbeitete Heimrad Bäcker, 1925 in Wien geboren, nach dem Krieg jahrzehntelang mit äußerster Akribie die Sprache und das Vokabular des Dritten Reichs im Zusammenhang mit dem Holocaust auf: Er bündelte Verordnungen, Motive, Ermordetenzahlen und so weiter zu Mustern, Listen – und damit zu konkreter Poesie. Zwei Teile sind unter dem Titel „nachschrift“ entstanden.

„Es genügt, die Sprache der Täter wie der Opfer zu zitieren“, meinte Heimrad Bäcker. „Es genügt, bei der Sprache zu bleiben, die in den Dokumenten aufbewahrt ist.“

Regisseur Bernd Liepold-Mosser dürfte es nicht genügt haben: Er brachte Passagen aus „nachschrift“ als „Sprachoper“ zur Uraufführung – am Dienstag im Nestroyhof Hamakom in Kooperation mit Flying Opera. Aurel Lenfert hat für diese fünfviertel Stunden lange Performance ein ansprechendes wie sinnfälliges Bühnenbild gebaut: Bedrohliche Türme aus Karton-Archivboxen sonder Zahl umzingeln einen Bösendorfer.

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