Die Debatte um die Hinterhäuser-Nachfolge ist eröffnet

Schien genervt und amtsmüde: Intendant Markus Hinterhäuser
Trenklers Tratsch: Das Kuratorium der Salzburger Festspiele schrieb die Intendanz aus. Ein Dirigent dürfte Interesse haben.

Das Archiv der Salzburger Festspiele, nun in die frühere Kommandantenvilla der Riedenburgkaserne übersiedelt, soll nicht in einer Art Dornröschenschlaf vor sich hindämmern, wie es Intendant Markus Hinterhäuser ausdrückte: Es macht seine Schätze sichtbar. Margarete Lasinger, die Leiterin, zeigt gegenwärtig beispielsweise die erste Satzung aus 1917 und das älteste vorhandene Jedermann-Kostüm (von Attila Hörbiger).

Um die zentrale Frage aber dürfte es bei dem Pressegespräch am Montag nicht gegangen sein: Wie es mit den Festspielen ab dem Herbst 2026, nach dem Auslaufen von Hinterhäusers Vertrag, weitergeht. Am Wochenende jedenfalls wurde die Leitung ausgeschrieben. Das Kuratorium sucht eine Intendantin oder einen Intendanten mit fundierter Erfahrung in der Führung eines Kulturbetriebs vergleichbarer Größe und Komplexität „auf längstens fünf Jahre“. Gefordert oder erwartet werden ein eigenständiges Gesamtkonzept, eine kreative Programmgestaltung, zudem soziale Kompetenz, kommunikative Fähigkeit, Durch- setzungsvermögen, Verhandlungsgeschick, Zielstrebigkeit. Bewerbungsfrist ist der 4. März.

Es erstaunt ein wenig, wie lange sich das politisch besetzte Kuratorium für diesen Schritt Zeit ließ. Denn gerade im Bereich des Musiktheaters gibt es lange Vorlaufzeiten, weil die Stars über Jahre im Vorhinein ausgebucht sind. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer verlängerte daher bereits im Juni 2022 den damals noch drei Jahre laufenden Vertrag von Staatsoperndirektor Bogdan Roščić bis zum Herbst 2030.

Vielleicht geht man ohnedies davon aus, dass Hinterhäuser, der im März seinen 66. Geburtstag feiert, weitermachen will. Er ließ denn auch den Salzburger Nachrichten ausrichten, dass er über eine Bewerbung nachdenke. (Es müssen ja nicht gleich fünf Jahre sein.)

Aber ob der Pianist tatsächlich noch einmal in den Ring steigen wird? Im Sommer 2023 schien er ob diverser Querelen – der Intendant bekennt sich trotz des Trommelfeuers eines Bloggers zum Dirigenten Teodor Currentzis – ziemlich genervt und amtsmüde. Zudem trauert er weiter „seiner“ Präsidentin, Helga Rabl-Stadler, nach: Mit Nachfolgerin Kristina Hammer kann er gar nicht.

Das Festspielgremium dürfte also durchaus im Sinne von Hinterhäuser gehandelt haben, dem vor dem Horrorbild einer „lahmen Ente“ graut. Er hätte es wohl noch lieber gehabt, wenn die Ausschreibung erst nach den diesjährigen Festspielen veröffentlicht worden wäre, damit der Nachfolger nicht sein Programm überstrahlen kann.

Doch im Herbst steht die Nationalratswahl an. Dass Andrea Mayer die Weichenstellung mitbeeinflussen will, liegt auf der Hand: Es könnte sich um die letzte Personalentscheidung der Grünen im Staatskulturbereich für längere Zeit handeln. Mayers Büro bestätigt daher, dass sie „vor dem Sommer“ fallen werde. Wirklich punkten kann die Staatssekretärin zudem nicht mit einer Vertragsverlängerung, sondern nur mit einer Neubestellung. Gerüchteweise soll der Dirigent Franz Welser-Möst großes Interesse am Intendantenjob verspüren.

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