Die Bretter, die den A der Welt bedeuten

Ali M. Abdullah und Harald Posch: Ihre „Garage X“ übersiedelt von der Innenstadt nach Meidling und heißt fortan „Werk X“
Das erfolgreiche Off-Haus "Garage X" übersiedelt nach Meidling und freut sich über mehr Platz.

Manchmal klingt alles sehr kompliziert: Der Petersplatz übersiedelt von der Innenstadt nach Meidling, Garage X und Kabelwerk fusionieren zum "Werk X", das Ganze nennt sich sarkastisch "Theater am Arsch der Welt"?

Schaut man genauer hin, ist eh alles recht logisch: Die Macher des viel gelobten Off-Theaters "Garage X" am Petersplatz, Harald Posch und Ali M. Abdullah, übernehmen zusätzlich den zuletzt im Tiefschlaf liegenden Spielort in Meidling.

Das ergibt Sinn: Die "Garage X" hatte – relativ – viel Geld (mehr als 700.000 Euro Jahressubvention), aber wenig Platz, im Kabelwerk war es umgekehrt (400.000 Euro). Daher wird einfach das Wohnzimmer getauscht: Posch und Abdullah übersiedeln mit ihren Produktionen nach Meidling; die bisher dort ansässige freie Szene bekommt – kuratiert von Posch und Abdullah – den gut eingeführten und ausgerüsteten Spielort am Petersplatz. Gespielt wird abwechselnd, drei Mal pro Woche hier, drei Mal dort.

Mehr Raum

Harald Posch führt den KURIER sichtlich stolz durch die großzügigen, von nüchternem Sichtbeton dominierten Räume in der Oswaldgasse 35 A: "Die künstlerische Linie wird so bleiben, wie sie war. Wir hoffen, dass wir qualitativ noch zulegen können. Die ,Garage X‘ hatte aus budgetären Gründen doch Werkstattcharakter. Hier ist der Raum größer, wir können auch Stücke mit sieben, acht Schauspielern machen."

1,45 Millionen beträgt die Gesamtsubvention für beide Spielstätten. Dass die Häuser zusammengelegt werden, war eine Entscheidung von Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, die zuständige Theaterkommission hat sie ausdrücklich nicht empfohlen. Posch will das nicht mehr kommentieren, sagt nur: "Das kann jetzt jeder sehen, wie er will. Ich finde es einen mutigen Schritt. Schlimm ist doch, wenn alles immer bleibt, wie es ist."

Posch gibt sich hoffnungsfroh, dass das Stammpublikum – "jung, urban, studentisch" – den Weg nach Meidling finden wird (etwa per U6). Gleichzeitig setzt er auf die "sozial gut durchmischte" Nachbarschaft – mehr als 3500 Menschen. "Bezirksfestwochen Meidling" will er nicht machen.

Mythos Meidling

Dennoch steht das Eröffnungswochenende – heute, Freitag, und morgen, Samstag, jeweils ab 17 Uhr – im Zeichen des "Mythos Meidling". Acht Autoren haben sich in Kurzwerken mit Meidling befasst (die Themen reichen von Stalin bis zur "Eismörderin" Estebaliz). Posch: "Jeder glaubt, er weiß ganz viel über diesen Bezirk. Ich hab’ immer geglaubt, das ist ein Riesenbezirk, der ganz weit draußen liegt. In Wirklichkeit grenzt er direkt an den fünften und ist nur doppelt so groß. Auch der Arbeiterbezirkmythos stimmt nicht mehr wirklich, da verändert sich viel."

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