Die Bilder eines Unbeirrbaren

Die Bilder eines Unbeirrbaren
Das Belvedere würdigt den lange unterschätzten Maler Hans Bischoffshausen (1927–1987).

Es gehört zu den Ungerechtigkeiten der Kunstwelt, dass sich die Konjunkturzyklen von Wahrnehmung und Wertschätzung oft nicht an die Lebenszyklen der Künstler halten. So kommt es, dass der Maler Hans Bischoffshausen (1927–1987) zeitlebens nur wenig Erfolg genießen konnte. Auch bei der jüngsten Wiederentdeckung der Avantgarde-Bewegung ZERO, die heuer mit einer großen Ausstellung im Berliner Gropius-Bau eingeläutet wurde, ließ man den gebürtigen Kärntner links liegen.

Mut zur Lückenfüllung

Das Belvedere schickt sich nun an, diese Wahrnehmungslücke zu schließen – ein notwendiges, rechtschaffenes Unterfangen, das noch dazu als Ausstellung toll und schlüssig aufbereitet ist.

In dem lang gezogenen, durch schwarz-weiße Wandzonen unterteilten Saal der Orangerie im Unteren Belvedere wird klar, dass Bischoffshausen, der von Kärnten aus früh mit der italienischen Avantgarde in Kontakt kam und später nach Paris übersiedelte, mit seinen berühmteren Kollegen mindestens auf Augenhöhe agierte.

Die gespachtelten, gekratzten, durchlöcherten Strukturen, die Bischoffshausen zunächst in wilder, später in asketisch reduzierter Manier auf Leinwand und Holz ausbreitete, korrespondieren deutlich mit den Werken eines Yves Klein, eines Lucio Fontana oder eines Otto Piene, von denen einige n der Schau exemplarisch vertreten sind.

Die Bilder eines Unbeirrbaren
Alle genannten Künstler hatten sich auf ihre Weise einer Ästhetik der Reduktion verpflichtet, und alle arbeiteten an der Auflösung der Grenzen zwischen Flachbild und Skulptur. Bei Bischoffshausen bekam dieses Programm noch eine speziellere Ausprägung: Die Belvedere-Schau zeigt, wie der Künstler mit seinen Bohrungen und Aufhäufungen von Farbmasse nach einem Vokabular suchte, das ein Bild – einer Blindenschrift nicht unähnlich – auf visuelle, aber auch auf haptische Weise „lesbar“ macht.

Dass der Künstler gegen Ende seines Lebens erblindete, klingt wie ein schlechter Witz, entspricht aber leider den Tatsachen.

Was bleibt, sind Werke, die vielleicht nicht betastet, aber doch im Original gesehen werden wollen. Zentral ist in der Ausstellung das aus fünf Teilen zusammengesetzte „Energiefeld“ von 1965, das heute zum Bestand des Wiener mumok gehört; dass sich kein einziges Werk Bischoffshausens in der Sammlung des Belvedere befindet, ist ein Missstand, den Direktorin Agnes Husslein gerne beseitigen möchte

Galerien als Stütze

Die Bilder eines Unbeirrbaren
Kärntner in Paris, 1961: Hans Bischoffshausen, Maria Lassnig und das Galeristenpaar Heide Hildebrand und Ernst Hildebrand (v. li. n. re.)
Privatsammler und Kärntner Galerien sind bis heute wesentliche Stützen für Bischoffshausens Nachruhm – von der Klagenfurter Galerie Hildebrand, der der Künstler zeitlebens am engsten verbunden war, erzählen zahlreiche Dokumente sowie eine Publikation. Die Galerie fristete lange Zeit ein Schattendasein, schon 1965 dachte ihre Betreiberin ans Aufhören.

Doch mit einem Nachfolgeprojekt (dem „Kunstraum haaaauchquer“ ) ist Heiderose Hildebrand bis heute aktiv. Nicht nur die Kunst nötigt einem in dieser Schau Respekt ab, sondern auch die Beharrlichkeit derer, die sie schaffen und für sie leben.

Info: Der Künstler, die Ausstellung

Hans Bischoffshausen, 1927 in Feld am See/Kärnten geboren, studierte Architektur, bevor er zur Malerei fand. Nach Jahren in Paris kehrte er 1972 nach Villach zurück, wo er 1987 starb. Die Ausstellung „Bischoffshausen – Mehr als ZERO“ ist bis 14. 2. 2016 im Unteren Belvedere/Orangerie zu sehen. Das Buch zur Schau ist im Ritter Verlag erschienen (36 €).

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