Dickens’ Geizhals ist in der Neubaugasse gelandet
Es ist nicht leicht, ein Klassiker zu sein. Ein Stück, das jeder kennt. Ein Buch, das Standardlektüre in Schulen ist wie Charles Dickens’ 1843 erschienene „Christmas Carol“. Hat doch jeder eine Vorstellung davon, wie das Stück aussehen soll.
Im Theater der Jugend hat Thomas Birkmeir, der Chef persönlich, die Aufgabe der Entstaubung übernommen. Seine Fassung der Läuterung des elenden Geizkragens Ebenezer Scrooge zum netten Menschen (Titel: „Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge“) atmet nicht den Hauch des 19. Jahrhunderts, sondern ist recht heutig. Scrooge, herrlich misanthropisch gespielt von Bernhard Dechant, thront unter Markus Emil Felkels Regie wie ein Richter über Wohl und Wehe auf dem Thron über seinem Geldschrank. Matthias Schlung bringt als rothaariger Glamour-Mephisto das eiskalte Herz des Alten wieder auf Zimmertemperatur. Das Bühnenbild (von Andreas Lungenschmid) ist eine technisch ausgeklügelte, in sich verschachtelte Rahmenkonstruktion und erinnert in seiner schwarz-weißen Räumlichkeit an einen expressionistischen Film von Murnau. Keine großartige Inszenierung, aber einmal etwas anderes.
KURIER-Wertung: *** von *****
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