DiCaprio: "Die Gier regiert noch immer"

Leonardo DiCaprio in "The Wolf of Wall Street".
Hollywood-Superstar Leonardo DiCaprio über "The Wolf of Wall Street": "Ich wollte diesen Film unbedingt machen".

Hollywood-Superstar Leonardo DiCaprio ist in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" für einen Oscar nominiert. Im Interview spricht über seinen neuen Film „The Wolf of Wall Street“ (ab 17. Jänner im Kino).

KURIER.tv: In Ihrem neuen Film „The Wolf of Wall Street“ spielen Sie den ehemaligen Börsenmakler Jordan Belfort, der mit krummen Geschäften Anleger um mehr als 100 Millionen Dollar betrogen hat. Haben Sie schon einmal an der Börse spekuliert?
Leonardo DiCaprio: Ich? Nein! Ich bin alles andere als begabt für Finanzgeschäfte und wahrlich kein Geschäftsmann. Alles, was Geld angeht, muss ich in die Hände von Experten legen, sonst wäre ich wahrscheinlich schon längst pleite. Ich war nie ein großer Freund von Börsengeschäften, irgendwie war mir das immer zu undurchsichtig. Ich bin bei meinen Anlagen eher der konservative Typ: Immobilien, Edelmetalle.

Der Film basiert auf den Memoiren des echten „Börsen-Wolfes“, Jordan Belfort. Er hat Sie bei den Dreharbeiten beraten – ist der Mann heute geläutert?
Ich hatte schon den Eindruck. Er war sehr offen und ehrlich mit seiner Lebensgeschichte, obwohl viele Details ja durchaus peinlich sind. Der Lebensstil, den Belfort damals Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre pflegte, war mehr als verrückt. Der Mann wurde mit 26 schon Multimillionär, hatte eine Firma mit mehr als 1000 Angestellten, eine Jacht, ein Leben in Saus und Braus. Er konsumierte Drogen wie andere Leute Wasser und wurde sogar sexsüchtig. Seine Gier nach mehr hat ihn schließlich böse auf die Nase fliegen lassen. Er landete wegen Geldwäsche und Wertpapierbetruges im Knast. Diese Geschichte ist geradezu verdammt dazu, dass man sie in einem Film erzählen muss, weil sie auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist. Es hat sich ja nicht so viel geändert seit damals, an der Wall Street regiert immer noch die Gier. Und das Schlimmste: die Leute, die uns die letzte Finanzkrise eingebrockt haben, sind am Ende noch mit dicken Prämien nach Hause gegangen. Da läuft einiges schief im System – auch darum wollte ich diesen Film unbedingt machen.

Sie wurden auch in jungen Jahren reich und hatten viele hübsche Frauen um sich – kann man da leicht den Blick für die Realität verlieren, wie Belfort es getan hat?
Die Gefahr besteht, aber es kommt doch sehr auf den Einzelnen an. Wenn man den Bezug zur realen Welt verliert – und der Missbrauch von Drogen fördert das ja nur noch wie im Fall von Belfort –, dann denkt man irgendwann wirklich, man sei unantastbar. Ich bin ja nur Schauspieler und verwalte kein Geld von anderen Leuten, am Ende kann ich nur mir selbst schaden, wenn ich abdriften würde. Aber bei Belfort war das anders. Wann immer Menschen in einer unregulierten Umgebung freie Hand haben, besteht ganz schnell die Gefahr, dass die Gier überhand nimmt. Da denkt man plötzlich nur noch daran, was für einen selbst das Beste ist. Solche Beispiele gibt es ja leider sehr viele in unserer Gesellschaft. Vor allem aber im Finanzwesen.

Ist es eigentlich Zufall, dass Sie in letzter Zeit immer Typen spielen, die andere missbrauchen für eigene Zwecke?
Mir war das nicht bewusst, aber es stimmt. In „Django Unchained“ spiele ich einen Sklaventreiber, der durch Sklavenarbeit reich wird. In „Great Gatsby“ bereichere ich mich unrechtmäßig der Liebe willen, was natürlich trotzdem unmoralisch ist. Und als Wolf der Wall Street veruntreue ich das Geld normaler Anleger. Ich glaube, unterbewusst ist mir der Aspekt schon wichtig, Ungerechtes an den Pranger zu stellen.

Das gilt offenbar auch für Ihr Engagement für den Umweltschutz? Sind Sie da noch sehr aktiv?
Ja, ich nutze gerne meine Freizeit, um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen für Themen, die mir wichtig sind. Ich habe durch mein Engagement für den Schutz der Umwelt viel gelernt über politische Zusammenhänge und den alarmierenden Zustand unserer Erde. Wir können nicht mehr weitermachen wie bisher. Nicht nur Politiker, sondern jeder Einzelne muss umdenken, wenn wir auch in Zukunft diesen Planeten Heimat nennen wollen.

Wie „grün“ leben Sie eigentlich zu Hause?
Ich fahre ein Hybridauto, recycle meinen Müll, nutze Energiesparlampen und jedes Mal, wenn ich fliege, zahle ich einen Emissions-Abschlag, mit dem neue Bäume gepflanzt werden können. Es gibt viele kleine Dinge, die jeder Einzelne tun kann. Im Internet gibt es zahlreiche Websites die sich ausführlich mit dieser Thematik beschäftigen.

Sie werden im November 40 Jahre alt ... Freuen Sie sich darauf?
Ich sehe das ganz nüchtern. Ich fühle mich wohl in meiner Haut, jünger möchte ich auf alle Fälle nicht mehr sein. Das Dasein als Teenager-Idol war nicht immer einfach, heute werde ich ernster genommen, und das gefällt mir weitaus besser.

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