Diagonale-Doku-Premiere: Fußballerinnen im Schatten der Diktatur

Leben nach dem Profi-Sport: Nordkoreanische Ex-Fußballerinnen erzählen von neuen Plänen
Regisseurin Brigitte Weich besuchte in ihrer Langzeitdoku vier Ex-Fußballerinnen der nordkoreanischen Nationalmannschaft

Nie sieht man Menschen aus Nordkorea so entspannt reden – wie in den Filmen von Brigitte Weich. Angeregt von ihrem Schwager, dem verstorbenen Filmemacher Michael Glawogger, hat sie zwischen 2003 und 2007 eine Doku über vier Frauen der erfolgreichen nordkoreanischen National-Fußballmannschaft gedreht: „Hana, dul, sed, ...“ (Eins, zwei, drei, ...) kam 2009 ins Kino und wurde fünf Jahre später in Anwesenheit der Sportlerinnen in Pjöngjang gezeigt.

Weich war dabei und fragt bei den Spielerinnen nach, wie sich ihr Leben nach dem Ende ihrer Profi-Laufbahn weiterentwickelt hat. Daraus entstand die Fortsetzung „... ned, tassot, yossot ...“ (... vier, fünf, sechs ...) und feierte nun Diagonale-Premiere.

Kamerafrau Judith Benedikt filmte bei Fahrten durch die geisterhaften Straßen von Pjöngjang aus dem fahrenden Auto und fing bizarre Bilder aus der letzten kommunistischen Diktatur ein: Breite Prachtstraßen, auf denen kaum ein Fahrzeug zu sehen ist, und eine Polizistin, die den nicht vorhandenen Verkehr regelt; turmhohe Führerstatuen, vor denen die Menschen wie Ameisen wimmeln. Dazwischen die Ex-Fußballerinnen, die von den Träumen ihrer Vergangenheit und den Plänen für die Zukunft erzählen. Ein Seherlebnis, mehr als außergewöhnlich.

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