Ein Großer der Neuen Musik: Deutscher Komponist Wolfgang Rihm gestorben

Ein Großer der Neuen Musik: Deutscher Komponist Wolfgang Rihm gestorben
Der Deutsche (1952 - 2024) prägte die Nachkriegskomposition - und zwar höchst erfolgreich: Praktisch jeden Tag wird eines seiner Werke aufgeführt.

Ein unglaubliches Universum von weit mehr als 500 Werken hat der aus Karlsruhe stammende Tonsetzer Wolfgang Rihm geschaffen. Ein riesiges Oeuvre, das Opern und große Orchesterwerke ebenso umfasst wie Kammermusik sowie Musiktheater und Vokalstücke. Mit diesem Werk wurde er einer der ganz Großen der Neuen Musik. Nun ist Rihm 72-jährig gestorben, wie sein Verlag, die Universal Edition, bekannt gab.

Schon mit elf Jahren macht er, das Wunderkind, die ersten Kompositionsversuche. Später studiert er, noch als Schüler, Komposition an der Hochschule für Musik (HfM) und geht dann nach Köln, um bei Karlheinz Stockhausen zu lernen. Rihm saugt alles auf und schreibt und schreibt. 1985 wird er Professor für Komposition an der Karlsruher Musikhochschule HfM.

Seinen Durchbruch als Komponist hatte er da bereits 1974 auf den Donaueschinger Musiktagen mit der Uraufführung des Orchesterstückes „Morphonie“ gefeiert. Das sehr kontrovers diskutierte Werk wird zur Legende, schreibt seine Biografin Eleonore Büning in ihrem Buch „Wolfgang Rihm - Über die Linie“. Spätestens jetzt kennt ihn jeder. Inzwischen ist Rihm längst mit Preisen, Ruhm und Bewunderung überhäuft. Buchstäblich jeden Tag wird irgendwo auf der Welt eines seiner Werke gespielt.
 

Vor Jahren bereits schwer erkrankt, zeigte sich Rihm lange schon mit einem Gehstock. „Die Begegnung mit der eigenen Endlichkeit ist mir seit frühester Jugend nichts Fremdes“, sagt er. „Musik ist ja selbst ein Phänomen, das vergeht. Jeder Ton vergeht. Jeder Mensch, der Musik schafft, geht mit dem Tod um, der zum Leben gehört.“

Für Rihm ist alles Musik. „Musik ist Leben.“ Die Idee, die Inspiration für Kompositionen kam nach seinen Worten aus der Musik selbst. Gefühle, Ereignisse spielten zwar eine Rolle, jedoch nur insofern, als sie die Geschwindigkeit des Entstehens beeinflussen: „Sie sind nicht die Gegenstände des Entstehens selbst.“

Rihm selbst hatte zum eigenen Werk ein unprätentiöses Verhältnis, ein sich stets wandelndes. Manchmal sehe er die Qualität eines Stückes deutlich, dann wieder vernehme er nichts. „Es gibt Phasen, wo ich aus eben diesem Grund lange keine eigenen Stücke anhöre.“ Überhaupt definiere er Musik für sich nicht, „denn ich bin ja an der Arbeit, sie hervorzubringen“, sagte er. Jenseits der eigenen Kompositionen bedeutete ihm bestehende und entstehende Musik sehr viel: „Schließlich ist sie meine Atmosphäre, die mich mit geistigem Sauerstoff versorgt.“

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