Der witzigste Konzeptkünstler aller Zeiten: Hans-Peter Feldmann ist tot

Der witzigste Konzeptkünstler aller Zeiten: Hans-Peter Feldmann ist tot
Der Düsseldorfer, der in Linz studierte einen Kitsch-Laden betrieb, der heute im Museum steht, wurde 82 Jahre alt.

Er malte Clownnasen auf ehrwürdige Porträts und auf das Antlitz der Queen, das auf Pfundnoten prangte. Er signierte seine Werke nicht, sondern biss hinein, als ein Kunstliebhaber den exzentrischen Düsseldorfer Künstler einmal um eine Widmung in einem Buch bat. Feldmann war ein Schalk und - mit seiner leisen Art und dem Auftreten eines unscheinbaren Spießers - überhaupt nicht so, wie man sich einen Künstler landläufig vorstellte. Dennoch stellte er bei der documenta aus und verkaufte seine Werke in die größten Sammlungen. Denn seine Herangehensweise, nicht durch die Herstellung, sondern durch die Ordnung von Dingen Kunst herzustellen, fügte der Welt Neues hinzu.

Nun ist der Düsseldorfer Konzeptkünstler im Alter von 82 Jahren gestorben, wie der Leiter der Kunsthalle Düsseldorf, Gregor Jansen, am Sonntag unter Berufung auf die Familie bestätigte. Demnach starb Feldmann bereits am 26. Mai.

Feldmann wurde 1941 in Hilden bei Düsseldorf geboren und studierte Malerei an der Kunstschule in Linz.  Bekannt ist Feldmann unter anderem für eine sechs Meter hohe rosafarbene David-Skulptur, frei nach Michelangelo. 2009 beeindruckte er mit seinem „Schattenspiel“ auf der Biennale in Venedig - einer Installation kleiner Spielsachen und alltäglicher Dinge, die auf Plattformen rotieren und ein Schattenspiel erzeugen. Auch in Wien realisierte er 2012 in der damaligen Bawag-Foundation (heute: Franz Josefs-Kai 3) eine solche "Spielwiese".

Sammler als Künstler

Als Künstler wollte der Documenta-Teilnehmer gar nicht bezeichnet werden. „Das passt mir eigentlich nicht so“, sagte er einmal. „Kunst ist da wie das Wetter, wie Sex“, sagte er. „Wie viele Leute rennen rum mit tollen Frisuren - das ist Kunst!“

Feldmann machte Unspektakuläres spannend. So drapierte er den Inhalt von Frauen-Handtaschen in Glas-Vitrinen: Schlüssel, Visitenkarten, Schminke, Hygieneartikel und Bankkarten wurden zu Kunstobjekten. Feldmann hatte Frauen 500 Euro bezahlt, damit sie ihm ihre Handtaschen verkauften. Sammeln war die Leidenschaft Feldmanns. Auf Flohmärkten und in Nippes-Läden fand er Kunst und Kitsch für seine kuriosen Installationen.

 

Diese Sammelleidenschaft ging so weit, dass er die Kunst für zehn Jahre ganz an den Nagel hängte, um sich nur dem Betrieb jenes Souvenirladens zu widmen, den er 1975 in der Düsseldorfer Innenstadt eröffnet hatte. Hatte er anfangs vor allem technische Antiquitäten wie Nautica, Photographica, Geodätica und altes Spielzeug angeboten, erweiterte er das Sortiment in den 80er Jahren um Sammlerartikel und Souvenirs, die man oft nur dort erhalten konnte. 2015 übersiedelte die Kollektion des erlesenen Kitschs als "Gesamtkunstwerk" ins Münchner Lenbachhaus.

Ohne Hintersinn und Humor lief bei ihm nichts. Er entwarf einen hölzernen Wanderer für den Flagship-Store des Luxus-Taschenherstellers Louis Vuitton auf der Düsseldorfer Königsallee - aus Billigmaterial. Feldmann gestaltete aber auch mal eine öffentliche Toilette in Münster oder verpasste einem Biedermeier-Paar auf einem Bild schielende Augen. Nach dem 11. September gruppierte Feldmann Zeitungstitel aus aller Welt, die den Anschlag auf das World Trade Center hatten, zu einer großen, raumgreifenden Collage.

„Kunst soll nicht heilig sein - im Gegenteil. Kunst ist eine ganz banale Alltagssache für jedermann“, lautete Feldmanns Devise. Als ihm ein mit 100 000 Dollar dotierte Preis in New York verliehen wurde, heftete er die Dollar-Noten an die Wände des Guggenheim Museums.

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