Der Thriller, in dem sich alle dauernd verbeugen

Der Thriller, in dem sich alle dauernd verbeugen
In Japan binnen kürzester Zeit 900.000 Mal verkauft: "64" von Hideo Yokoyama aus Tokio

Die Verbeugung muss tief aus der Hüfte kommen. So idiotisch kann die Bürokratie gar nicht sein – man  buckelt … Es dürfte gefallen haben, dass falsche Höflichkeiten und falsche Pflichterfüllung einen Roman bestimmen – noch dazu einen moralischen Thriller, einen sehr langsamen, sehr dicken. Jedenfalls wurde 64 in Japan binnen weniger Tage 900.000 Mal verkauft. Das schaffte nur Harry Potter.
Mit dem Titel "64" ist das Aktenzeichen eines 14 Jahre zurückliegenden ungeklärten Falles gemeint. Ein Mädchen war entführt und ermordet worden. Der Pressesprecher eines Provinz-Polizeireviers, dessen Tochter kürzlich ebenfalls verschwunden ist, interessiert sich für den Fall.
Das ist „oben“ nicht erwünscht. Erwünscht ist, dass er sich’s mit der Presse gut steht. Japans Journalisten sind offensichtlich fordernder, frech geradezu, da können sie sich nachher noch so oft verbeugen. Man hat Zeit, sich beim Lesen ihren Umgang mit österreichischen Politikern vorzustellen. 

 


Hideo
Yokoyama:

„64“
Übersetzt von
Sabine Roth.
Atrium Verlag.
760 Seiten.
28,80 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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