Der Superheld als Teenager

Tom Holland als Teenie-Superheld, der in seine Spider-Man-Rolle erst langsam hineinwachsen muss.
Kurzweiliges Reboot mit Tom Holland als sehr jungem Spider-Man.

Spider-Man: Homecoming. USA 2017. 133 Min. Von Jon Watts. Mit Tom Holland, Michael Keaton.Spider-Man kehrt heim: In Marvels "Cinematic Universe", wo er dank der Zusammenarbeit von Sony und Marvel Studios seinen ersten Solo-Film erhält – um 175 Millionen Dollar Produktionsbudget.

Und Spider-Man ist auch noch richtig jung: Mit seinen knapp fünfzehn Jahren – die man dem Brit-Schauspieler Tom Holland und seinem Bubengesicht locker abnimmt – kommt er der Comic-Figur näher als seine Vorgänger.

Bereits in "The First Avengers: Civil War" hatte Tony Stark alias Iron Man den jugendlichen Spider-Man unter seine Fittiche genommen. Nun darf Spider-Man bei Stark ein aufregendes Avenger-Praktikum absolvieren und wartet seitdem unter seinem bürgerlichen Namen Peter Parker auf seinen Großeinsatz. Bis es dazu kommt, drückt er die Schulbank in der Highschool.

So gesehen ist John Watts kurzweiliges, nicht allzu sehr von Spezial-Effekten überlastetes "Spider-Man"-Reboot im Herzen ein Teen-Film. Peter Parker, den fiese Mitschüler gerne "Penis Parker" rufen, zählt zu den Außenseitern der Klasse, schwärmt für eine Oberstuflerin und sucht, wie die meisten Teenies, nach seiner Identität. Die findet er in seinem Spandex-Kostüm. Im rot-blauen Outfit macht er sich in seiner Nachbarschaft in Queens wichtig, klaut Fahrraddieben das Fahrrad und zeigt Touristen den Weg.

Doch wie ihm Robert Downey Jr. in seinen knackigen Kurzauftritten als Iron Man beziehungsweise Tony Stark klar macht: Warte erst einmal ab, dann reden wir weiter. Teenager aber wollen nicht warten, sie wollen Superhelden sein. Die große Chance naht in Gestalt von Michael Keaton, der als Schieber illegaler Hightech-Waffen das Avenger-Universum bedroht und bekämpft werden will.

Michael Keaton im Kino zu sehen, ist immer eine Freude, zumal er als sinistrer Besitzer eines eisernen Vogelkostüms nicht nur seine eigene Rolle als Superheld "Batman", sondern auch seine Superhelden-Parodie "Birdman" ironisiert. Ihm hätte man ruhig mehr Leinwand-Präsenz einräumen können. Stattdessen bleibt der übereifrige Teenager Spider-Boy im Mittelpunkt, den Tom Holland, wenn schon nicht charismatisch, dann mit jugendlicher Verve verkörpert.

Klebrige Netze

Doch auch die Spider-Man-Rolle will geübt sein. Nachdem sein Superhelden-Anzug ein technisches Update erhalten hat, muss Spidey erst einmal seine eigenen Kräfte messen lernen. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellt: Eine Computerstimme à la Siri gibt ihm gute Ezzes ("Soll ich töten?") und erinnert ihn sanft daran, dass er sich gerade ohne Fallschirmfunktion auf 169 Meter Höhe befindet ("Wenn Sie jetzt abstürzen, werden Sie ziemlich sicher sterben").

Auf exakt dieser Höhe findet auch die beste Actionsequenz statt, wenn nämlich Spider-Man behände auf den Obelisken des Washington Monuments hinaufkrabbelt, seine klebrigen Netze auswirft und mit Höhenangst kämpft. Dort findet Regisseur Watts die beste Balance zwischen atemloser Superhelden-Action mit steilen Blicken in die Tiefe und dem leichtfüßigen Teenie-Tonfall, den er durchwegs anschlägt. Denn sein Teenager ist auf dem Weg zum Super-Teenager: "Ich bin kein Mädchen, ich bin ein Mann."

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