Verdient hätte es praktisch die gesamte Besetzung, die der ghanaische Multimedia-Künstler Blitz Bazawule – zuletzt an Beyoncés Musikfilm „Black Is King“ beteiligt – unter seiner Regie versammelt hat. Die Neuverfilmung von „The Color Purple“ basiert auf einem erfolgreichen Broadway-Musical und glänzt mit mitreißenden Showstoppern aus Gesang und Tanz. Angesiedelt anfangs des 20. Jahrhunderts in den amerikanischen Südstaaten, greift gleich zu Beginn eine Gruppe von Gefangenen als gestreifte Chain Gang zum Vorschlaghammer und drischt in beeindruckendem Tanzrhythmus auf den staubigen Steinboden ein.
Zur gleichen Zeit eilen die Schwestern Celie und Nettie in die Kirche und versuchen, beim euphorischen Gottesdienst ihre bedrückende häusliche Situation zu vergessen. Der jungen Celie, die von ihrem Vater missbraucht wird, werden zwei Kinder weggenommen, Schläge und wüste Beschimpfungen stehen auf der väterlichen Tagesordnung.
Es fällt anfänglich schwer, vor dem Hintergrund von Gewalt und Trauma, Vergewaltigung und Leid in beschwingte Musical-Stimmung zu kommen. Doch je näher uns das Schicksal von Celie rückt, die in eine Gewaltehe gezwungen und von ihrer geliebten Schwester getrennt wird, desto geschmeidiger gehen Suffering und Song zusammen.
Du bist hässlich!
Einen ersten Höhepunkt aus Wut und Widerstand liefert der wütende Protestgesang von Sofia, nachdem sie von ihrem Partner ein blaues Auge geschlagen bekommen hat: „Hell No!“ schleudert sie dem verdutzten Mann entgegen und verlässt den gemeinsamen Haushalt.
Sie ist die Erste, die der unterdrückten Celie vormacht, wie man sich gegen männliche Aggression zur Wehr setzt.
Fantasia Barrino hat bereits im Broadway-Musical die Celie gespielt und steht anfänglich im Schatten ihrer begnadeten Mitspielerinnen. Neben „Schwiegertochter“ Sofia glänzt Taraji P. Henson als verruchte Blues-Sängerin Shug Avery, deren stimmgewaltige Auftritte das Publikum umwerfen und Celie das Herz brechen. Es dauert eine Weile, bis die geprügelte Ehefrau die Erniedrigungen durch ihren Mann überwinden kann: Seine wüste Bestimmung „Du bist schwarz! Du bist arm! Du bist hässlich! Du bist eine Frau!“ schmettert sie schließlich mit fulminanter Stimme ab.
Zum Ende hin neigt Blitz Bazawule ein wenig zum Schwulst. Doch verbeugt er sich in Richtung seines berühmten Vorgängerfilms und führt neben Spielberg auch Oprah Winfrey und Quincy Jones auf der Produzentenliste. Und Whoopie Goldberg hat einen Kurzauftritt als Geburtshelferin des Films – im wahrsten Sinne des Wortes.
INFO: USA 2024. 142 Min. Von Blitz Bazawule. Mit Fantasia Barrino, Taraji P. Henson.
Kommentare