Der Roman "Troll": Wenn der neue Innenminister paranoid ist

Der Roman "Troll": Wenn der neue Innenminister paranoid ist
Michal Hvorecky (Bild), bekannter Schriftsteller aus der Slowakei, stellt die Zukunft vor ...

Die Regierungschefin ist die Geliebte eines reichen Mafiabosses.
Der Umweltminister ist überzeugt, dass es eh keinen Klimawandel gibt.
Der Sozialminister ist ein Oligarch.
Der Bildungsminister hat keinen Schulabschluss, aber das ist ja noch das Wenigste.
Die Gesundheitsministerin war eine Vorkämpferin gegen das Impfen.
Der Innenminister ist  ein paranoider Verbreiter von Falschmeldungen.
In so einem Land spielt „Troll“, der Roman des bekannten slowakischen Schriftstellers Michal Hvorecky. Es ist ein Land in Osteuropa – obwohl es im Westen bereits Ähnlichkeiten gibt. Es könnte die zukünftige Slowakei sein. Aus der Ferne passt „das Reich“ auf, damit alles seine bestimmte Ordnung hat, damit ist garantiert Russland gemeint.

Rußflankerln

Hochbezahlte Trolle, die  gibt’s ja längst, machen in den Sozialen Netzwerken Stimmung. Mit falschen Fotos und Dokumenten können sie kritische Journalisten ausschalten. Das kann einer Hinrichtung gleichkommen.
Offen wird gehetzt, bis die Stimmung so klingt wie der Rap:
„Du Gutmensch, Schwuli, fetter Spast, / mach dich auf uns gefasst.  / Bist für die Menschheit eine Last. / Dein Ende naht, nicht dass du’s verpasst!“
Eine derart gruselige Stimmung erzeugt Hvorecky, und wenn er fest in dieser Vision bleibt, sitzt man vor seinem Buch wie das Kaninchen vor der Schlange.
Angst machendes Beispiel: Jemand lügt im Internet und behauptet einfach so, Flüchtlinge bekommen in der Apotheke alle Medikamente vom Staat gratis. Sie brauchen demnach nur einen Schein vom Asylamt herzeigen.
Wie viele Menschen würden diesen gefährlichen Unsinn sofort glauben?
Von einem jungen Mann wird erzählt, der sich in ein Trollnest begibt, um dort das Böse zu bekämpfen. Hat er sich das so fein ausgedacht? Aus dem alten Lied vom Schneeflockerl, das sich mit einem Rußflankerl ins Bett  legt, wissen gelernte Österreicher: Man wird selber dreckig.
PS: „Eine Lüge ist keine andere Meinung!“

Buchpräsentation mit dem Autor am 8. November 2018 um 19 Uhr im Literaturhaus, Seidengasse 13, 1070 Wien.

 

 

Michal
Hvorecky:

„Troll“
Übersetzt von Mirko Kraetsch.
Tropen Verlag.
215 Seiten.
18,50 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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