„Der König und ich“ in Mörbisch: Opulentes Wohlfühlmusical

Viel riskiert und noch mehr gewonnen. Auf diesen Nenner lässt sich die erste Saison von Alfons Haider als Generalintendant der Seefestspiele Mörbisch bringen. Denn das Wagnis, die klassische Operette nach Jahrzehnten durch Musical zu ersetzen, ist – trotz vieler Unkenrufe im Vorfeld – aufgegangen.
Das ist bei „Der König und ich“ von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein II (Text) auf der Seebühne nachzuprüfen. Sicher: Das legendäre Team hat mit Musicals wie „Oklahoma“, „Carousel“, „South Pacific“ oder „The Sound of Music“ vielleicht populärere, ja stärkere Stücke geschaffen. Doch spätestens seit der Verfilmung mit Yul Brynner hat auch „Der König und ich“ – in Mörbisch spielt man in deutscher Sprache – Eingang in den Kanon des klassischen Musicals gefunden.
Hehrer Herzschmerz
Und auch wenn ein paar Striche in den Dialogen (vor allem im zweiten Teil) nicht geschadet hätten, ist dieser „Clash of Cultures“ in Mörbisch ein Schau- und Hörvergnügen. Und das liegt gleich an mehreren Faktoren. Einerseits ist die (wahre) Geschichte rund um die britische Witwe Anna, die samt ihrem kleinen Sohn nach Siam reist, um die zahlreichen Kinder und noch zahlreicheren Frauen des dortigen Königs zu unterrichten, Herzschmerz vom Feinsten.
Doch hat vor allem das Leading Team ganze Arbeit geleistet. Regisseur Simon Eichenberger hat mit Tempo und Pfiff inszeniert, politisch wird er zum Thema Kolonialismus aber nie. Bühnenbilder Walter Vogelweider wiederum weiß, wie er die riesige Fläche bespielen muss. Er hat dafür halb Siam auf die Bühne gestellt.
Da gibt es riesige Pagoden, einen goldenen Buddha, einen Königspalast, der sich sehr schnell in ein Haus oder in ein Theater verwandeln kann, Gongs, ein Schiff, Wasserspiele und ein in das Stück eingebautes Mini-Feuerwerk – mehr an Opulenz und flotten Verwandlungen geht einfach nicht. Passend dazu die Kostüme (die Farbe Gold dominiert) von Charles Quiggin und Ales Valasek.

Michael Schnack sorgt am Pult des Orchesters der Seefestspiele (nebst Kinderchor) für das passende Sentiment, aber auch für flotte Sequenzen; die Besetzung ist in sich sehr homogen.
So gibt Kok-Hwa Lie den brummigen, autoritären, jedoch irgendwie liebenswerten König, der den Briten beweisen will, dass er kein Barbar ist, auch mit viel Ironie. Stimmlich – es wird naturgemäß verstärkt – erfüllt er seinen Part tadellos. Als resolute, weil selbstbestimmte Anna begeistert Milica Jovanovic vokal wie darstellerisch.
Samuel Wegleitner – es wird alterniert – als ihr Sohn, Vincent Bueno, Robin Yujoong Kim, vor allem jedoch Leah Delos Santos und Marides Lazo lassen aufhorchen.
Werk
Das Musical wurde 1951 in New York uraufgeführt. Der damals unbekannte Yul Brynner spielte in der Originalproduktion wie auch bei Wiederaufnahmen die Hauptrolle.
Verfilmungen
1956 folgte die erste Verfilmung mit Brynner, Deborah Kerr und Rita Moreno. Fünf Oscars waren der Lohn.
1999 gab es ein Remake mit Jodie Foster und Chow Yun-fat.
Mörbisch
Noch bis 15. August. Und 2023 kommt das ABBA-Musical „Mamma Mia!“
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