Der Hammerschwinger ist zurück

Um Thor Demut beizubringen, verbannte sein Vater ihn einst von seinem Heimatplaneten Asgard auf die Erde. Weil er dann gegen Loki kämpfte, wurde der Donnergott rehabilitiert.
Chris Hemsworth über seine Rolle als Donnergott, die Formel 1 und Softies + Natalie Portman im Interview

Lässig, in engen Jeans, Boots und bis zum unteren Brustansatz aufgeknöpftem weißem Hemd – betritt Chris Hemsworth den Salon im Berliner „Ritz-Carlton“-Hotel. Schmettert ein „Hi, guys“ in Richtung der Journalisten. Wie ein Pfau, der sich seiner Wirkung bewusst ist: Ja, der durchtrainierte 1,90-Meter-Mann kann sich diese Art der Inszenierung leisten.

In „Thor: The Dark Kingdom“ (Kinostart: 31. 10.) rettet der Australier zum zweiten Mal die Welt vor dem Bösen, in diesem Fall vor dem gar grausamen Anführer der dunklen Elfen, Malekith. „Ich liebe es, diese Figur darzustellen“, sagt Hemsworth mit breitem Grinsen, „ich habe Thor reifen lassen: Er ist nicht mehr so arrogant und impulsiv wie zu Beginn der Saga. Er macht sich die dunklen Aspekte seiner Bestimmung bewusst, erkennt jetzt mit aller Wucht, was es bedeutet, künftiger König von Asgard zu sein.“

Neuer Regie-Kick

Die Weiterentwicklung seiner Rolle hat Hemsworth vor allem Regisseur Alan Taylor zu verdanken, der auf Kenneth Branagh im ersten „Thor“ folgte und der als TV-Serienkönig („Game of Thrones“, „Sex and the City“, „ Mad Men“, „Boardwalk Empire“) das perfekte Gespür für dramaturgische Griffe hat.

Hemsworth schwärmt von Taylor: „Alan wollte die polarisierende Wirkung zwischen den Brüdern Thor und Loki herausstreichen, sich die Dynamik zwischen den ungleichen Männern zunutze machen. Er sah Thor und Loki als zwei Hälften, die grundverschieden sind, aber sich dennoch ergänzen. Er hat Tom (Hiddleston, der den Loki spielt, Anm.) und mir eine ganz neue Perspektive eröffnet. Die Dynamik zwischen den beiden ist jetzt viel interessanter.“

Das neue Selbstverständnis habe ihn und „Loki“ Tom Hiddleston noch mehr zusammengeschweißt, als dies ohnehin schon der Fall war: „Wir haben jetzt – nach ,Thor 1‘ und den ,Avengers‘ – zum dritten Mal zusammengearbeitet und uns blind verstanden. Schauspielen hat auch viel mit Vertrauen zu tun. Das haben wir und deshalb funktioniert der Film.“

James Who?

Hemsworth ist derzeit im Kino auch als draufgängerischer Rennfahrer und Frauenheld James Hunt in Ron Howards „Rush“ zu sehen.

Ein ganz schöner Spagat von Hunt zu Thor, was? – „Ach, ich wechsle gern zwischen den Filmgenres. Ich liebe es genauso, den hammerschwingenden Helden auf dem Riesen-Set wie die Charakterrolle in einem kleineren, intimeren Film zu spielen.“ Kannte er Niki Lauda und James Hunt, bevor er bei „Rush“ zusagte? – „Nein. In Australien kriegt man nicht so viel mit von der Formel 1. Ich habe mich erst mit dem Kreisfahren und den Jungs vertraut machen müssen.“

Laudas englischen Akzent und Sprachduktus kann Hemsworth übrigens – so wie Daniel Brühl in „Rush“ – fast perfekt nachmachen (und sich dabei zerkugeln).

Am Ende des Gesprächs outet sich Hemsworth als Softie: „Ja, klar mach’ ich gerne Party und fliege gern durch die Weltgeschichte. Aber seit meine Tochter India Rose (1) auf der Welt ist, bin ich ruhiger geworden. Da komme ich gern wieder heim.“

Auch Götter sind eben nur Menschen.

Der fragile Ballett-Schwan lässt grüßen: Natalie Portman ist so zart und dünn, dass man ihr am liebsten ein Stück Malakofftorte neben das Mikrofon stellen möchte. Die sie natürlich nicht anrühren würde: Die Frau ist strikte Veganerin. Mag kein Ei, keine Milch, keinen Käse, kein Fleisch. Dafür hat sie einen Abschluss in Psychologie in Harvard.

Die Tochter eines israelischen Arztes und einer Amerikanerin hat „es genossen, wieder in ,Thor‘ mitzuspielen“, obwohl ihr, wie man hört, Kenneth Branagh als Regisseur lieber war als jetzt Alan Taylor: „Ich mache gern diese pure Form von Unterhaltung. Sie hat ihre Berechtigung“, so die Oscarpreisträgerin. Hat der Academy Award, den sie für „The Black Swan“ erhielt, etwas verändert in ihrem Leben? – „Nein, nicht spürbar. Es war vorher gut, und es ist jetzt gut“. Den Oscar hat sie im Keller stehen.

In ihrer Rollenwahl sei sie „sehr impulsiv“. Wähle das aus, „was ich gerade gut finde und was ich gerade brauche. Das kann eine traurige Rolle sein oder etwas Lustiges. Je nachdem, wie ich mich fühle“. Nur ein absolutes No-Go gebe es: „Ich würde niemals eine Rolle wegen des Geldes annehmen. Das wäre doch unerträglich zynisch, würde ich Kunst für Geld machen.“

Allerdings, so räumt die 32-Jährige ein, sei sie auch „in der privilegierten Lage, immer genug Geld gehabt zu haben“.

Als Nächstes ist Portman in Terrence Malicks Film „Knight of Cups“ an der Seite von „BatmanChristian Bale zu sehen. Ein Herzenswunsch von ihr: „Ich habe schon vor Jahren Kontakt zu Terrence aufgenommen und gesagt, ich würde so gern in einem seiner Filme mitwirken. Jetzt ist dieser Traum in Erfüllung gegangen.“

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