Der größte Stummfilmstar war schnell vergessen

Fatty Arbuckle, um 1920
Die Krimiserie startet in der Stummfilmzeit mit Fatty Arbuckle und dem ersten Skandal Hollywoods.

Das Geheimnis liegt im Schlagobers. Wie man es schlägt. Was man hinein gemischt hat.

Für die Tortenschlachten durften die Torten nicht schon während des Fluges zerrinnen; und schön cremig mussten sie sich im Gesichtin verreiben lassen.

Auf dem Santa Monica Boulevard gab es eine Bäckerei, die darauf spezialisiert war. Im Hof konnten die Leute von den Filmstudios probewerfen und - schmieren.

Steht alles in einem Roman aus – München.

Der Start einer Krimiserie über die ersten Hollywood-Skandale ist gelungen: Denn wenn jemand so genau schaut, dass ihm die Tortenkonsistenz wichtig ist und sogar die schlechten Zähne von Carl Laemmle "mitspielen" (dem Gründer der Universal Studios), hat er schon halb gewonnen.

Christof Weigold – einst Autor der "Harald Schmidt Show" – fliegt bis 1921 zurück: nach Los Angeles und San Francisco ... wo Roscoe "Fatty" Arbuckle eine Party schmiss. Danach war das Starlet Virginia Rappe tot. Arbuckle war damals berühmter als Chaplin, er verdiente als erster Schauspieler in Hollywood mehr als eine Million Dollar im Jahr, er hatte ein Auto mit Klo (Hurra, das Auto hatte ein Dach!), und trotzdem ist er heute nur eine Fußnote der Geschichte.

Einer hielt zu ihm

Der Vorwurf, Arbuckle habe Virginia mit einer Ginflasche missbraucht und vergewaltigt, war konstruiert und falsch. Nur Buster Keaton hielt zu ihm. Geschworene sprachen ihn frei. Trotzdem war der Star erledigt. Möglich, dass die Blase der Frau wegen einer Abtreibung riss.

Im Roman klärt Mister Hardy Engel den Fall. Ein Deutscher, der gern als Schauspieler arbeiten würde. Aber als Detektiv macht er sich im Sündenpfuhl besser. Als Romanfigur gehört Engel noch etwas aufpoliert.

Gut ist, dass "Der Mann, der nicht mitspielt" nicht lustig sein will. Nur etwas lässig ist der Krimi. Er hat mehr schöne Frauen als sämtliche Micky Spillane-Büchern zusammen. Das passt.

Dass nicht davor zurückgeschreckt wird, unbescholtene historische Figuren aus der Filmbranche zu Tätern zu machen, erstaunt.

Eine Torte für die Schlacht kostete 10 Cent. Bei Abnahme von 1500 Stück schafft man es, auf sieben Cent herunterzuhandeln.

Christof Weigold: „Der Mann, der nicht mitspielt“ Kiepenheuer & Witsch. 640 Seiten. 22,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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