„Die Buchvorlage, mit der wir gearbeitet haben, hatte 1400 Seiten“, schnauft Co-Regisseur Matthieu Delaporte im KURIER-Gespräch: „Hätten wir sie übernommen, wären wir auf dreitausend Drehbuchseiten gekommen. Wir haben sie auf 180 Seiten zusammengestutzt. Man muss sich eben einen Weg durch das Erzähldickicht bahnen.“
Für Delaporte ist „Der Graf von Monte Christo“ so etwas wie „die Bibel der Drehbuchautoren“: „Dumas hat einen sehr rhythmischen Stil und ist ein großartiger Erfinder von Figuren. Wenn er eine Szene schreibt, ist man sofort in der Handlung drin. Das erinnert sehr an Kino.“
Die Regisseure verfilmten ihre 180 Drehbuchseiten auf schlanke 178 Filmminuten zu einem aufwendigen Prestige-Spektakel. An die 40 Millionen Euro ließ die Produktion springen und bewarb ihren „Graf von Monte Christo“ als den teuersten Film Frankreichs des Jahres 2024.
„Es war schon immer unser Traum, Dumas zu adaptieren“, freut sich Delaporte: „Aufgrund der hohen Kosten schien dieser Traum aber unerfüllbar. Wir haben sogar versucht, eine Theaterversion zu machen, aber selbst die war zu teuer. Dass dieser Film existiert, verdanken wir den Produzenten, die sich diese hohe Finanzierung getraut haben.“ Und tatsächlich mutierte „Der Graf von Monte Christo“ seit seinem Erscheinen in Frankreich zum umgehenden Kassenschlager.
Viele berühmte Schauspieler – von Jean Marais bis hin zu Gérard Depardieu – schlüpften bereits in die Rolle des Edmond Dantès, einem Mann, dem übel mitgespielt wird: Als junger Seefahrer scheint im Jahr 1815 das Glück zu winken. Nicht nur wird er zum Kapitän befördert, auch der Hochzeit mit seiner geliebten Mercédès steht nichts mehr im Weg. Doch dann geschieht das Unfassbare: Direkt vor dem Traualtar wird Dantès verhaftet. Eifersüchtige Rivalen bezichtigen ihn, Mitglied einer bonapartistischen Verschwörung zu sein und werfen ihn in den Kerker auf der Gefängnisinsel Château d’If. Nach vierzehn Jahren gelingt ihm die abenteuerliche Flucht, und er gelangt in den Besitz des legendären Schatzes von Monte Christo.
Kein Robin Hood
Als Graf von Monte Christo kehrt er zurück und beginnt einen ausgeklügelten Rachefeldzug gegen seine Feinde.
„Edmond Dantès ist eine sehr moderne Figur“, findet Matthieu Delaporte: „Am Anfang hat er etwas von einem Helden. Er leidet, er flieht, er findet einen Schatz. Aber dann verwandelt er sich in eine düstere Figur und verwendet die Hälfte seines Lebens nur darauf, sich zu rächen. Monte Christo hält sich für Gott – einer, der belohnt. und einer, der bestraft. Er ist auch kein Robin Hood. Er will sein Geld nicht umverteilen, sondern es nur für seine egoistischen Zwecke nutzen. Ich finde ihn sehr zeitgenössisch, weil er sehr individuell ist – und individuell bedeutet heutzutage ja auch, dass sich jeder für Gott hält.“
Für die Hauptrolle des zweigesichtigen Grafen von Monte Christo haben sich Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière für den französischen Star-Schauspieler Pierre Niney entschieden: „Monte Christo hat etwas sehr Feines, Düsteres. Er ist manchmal wie ein Geist. All das hat beispielsweise ein Depardieu als Monte Christo nicht. Er ist ein großartiger Schauspieler und kann wunderbar einen Cyrano von Bergerac verkörpern. Pierre Niney hingegen hat etwas Katzenhaftes und Subtiles. Deswegen war er für uns die Idealbesetzung.“
Kommentare