Um 20.45 Uhr eröffneten Depeche Mode mit "My Cosmos Is Mine" und "Wagging Tongue" ihr Konzert im keineswegs ausverkauften Wörthersee-Stadion. Eine mutige Entscheidung - beide Songs stammen vom neuen Album "Memento Mori", und man müsste sich argumentativ schon sehr verbiegen, um zu behaupten, sie seien ebenso gut wie die Klassiker. Die Fans empfingen ihre Band dennoch mit Begeisterung, zumal schon als drittes Lied "Walking In My Shoes" kam.
Depeche-Mode-Fans schätzen an ihrer Band den Mut zur hemmungslosen, glückseligen Traurigkeit. Sie betrachten die Welt gerne in Moll-Tonarten. Ein Depeche-Mode-Konzert ist, nur leicht übertrieben formuliert, immer auch rhythmisches Weinen.
Damit sind wir beim einzigen Kritikpunkt dieses ansonsten makellosen Konzerts: Rhythmus. Der österreichische Schlagzeuger Christian Eigner klopft dermaßen heftig auf sein Schlagzeug, dass subtilere Songs wie "Precious", "Everything Counts" oder der große Hit "Enjoy The Silence" Schaden nehmen. Depeche Mode ist kein Heavy Metal!
Sänger Dave Gahan ist bestens bei Stimme ("I Feel You"!) und sieht in seinem schwarzen Glitzeranzug aus wie der Mephisto einer Stadttheater-Inszenierung von "Faust". Songschreiber, Keyboarder und Gitarrist Martin L. Gore wirkt dagegen wie eine Mischung aus Jedermann und Buhlschaft und hat merkbar Freude daran, seine Gitarre lärmen zu lassen.
Zu den Höhepunkten dieses überaus kurzweiligen Konzerts zählten ein heftiges "Stripped", Martin Gores Solo "Question Of Lust", ein knurrendes "It's No Good", die elegante aktuelle Single "Ghosts Again", das düstere "A Pain That I'm Used To" und das dem verstorbenen Gründungsmitglied Andrew Fletcher gewidmete "World In My Eyes".
Als erste Zugabe sangen Gore und Gahan im Duett "Waiting For The Night" und umarmten einander betont herzlich. Bei "Just Can't Get Enough" sang das Publikum begeistert mit. "Never Let Me Down Again" klang groß und böse, und bei "Personal Jesus" durfte die Gitarre röhren.
Unterm Strich: Was für ein gelungener Abend.
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