"Endlich zufrieden mit mir und der Welt“

Dave Gahan (R) and Martin Gore of British band Depeche Mode perform "Reach out and touch me" during the 7th Annual MusiCares MAP Fund Benefit concert in Los Angeles May 6, 2011. REUTERS/Mario Anzuoni (UNITED STATES - Tags: ENTERTAINMENT)
Depeche Mode in Wien: Bei "Wetten, dass..?" und im MQ starten sie zum Comeback. Martin Gore im Interview.

Eintrittskarten für das Depeche-Mode-Konzert am Sonntag im Museumsquartier sind zurzeit die begehrteste Pop-Ware, die in Wien gehandelt wird. Denn den Einlass zu jenem Club-Konzert, mit dem das Trio die Veröffentlichung des neuen Albums „Delta Machine“ feiert, konnte man nur gewinnen. Und die enttäuschten Verlierer kreieren einen Hype, den man zuletzt 2006 bei Robbie Williams erlebt hat.

Im KURIER-Interview in Berlin zeigt sich Gitarrist Martin Gore erstaunt von dem Zuspruch. „Schon vorigen Herbst, als wir die Tickets für die Sommer-Tour in den Verkauf brachten, haben sich alle überschlagen – obwohl damals noch keiner einen Ton des Albums gehört hatte. Und unser Keyboarder Andy Fletcher, der sich wie besessen in unseren Fan-Foren herumtreibt, sagt, dass sogar die Fans, die immer was zu meckern haben, ,Delta Machine‘ sehr gern mögen.“

Blues-Riffs

Dass das Album gut ankommt, liegt wohl an dem runderneuerten Sound: Der kratzt und zickt in der an Dubstep erinnernden Elektronik, klagt und leidet in den damit verbundenen Blues-Riffs , ist neu und spannend und trotzdem nach wie vor typisch Depeche Mode.

Von der Verbindung Blues-Eletronik kommt auch der Titel: Delta steht für den Blues, Machine für die Elektronik. Aber textlich, sagt Gore, haben die neuen Songs nichts mit dem Blues zu tun: „Dort geht es immer nur um Trauer und Elend. Aber ich habe diesmal nur positive Texte geschrieben. Denn ich bin endlich an einem Punkt angelangt, an dem ich zufrieden mit mir und der Welt bin.“

Nicht nur privat ist Gore nach Scheidung und Alkoholentzug wieder glücklich. Auch mit Depeche Mode läuft es besser denn je. „Wir haben Glück gehabt“, sagt er gern, wenn es um die Band-Geschichte geht.

"Endlich zufrieden mit mir und der Welt“

SWITZERLAND DEPECHE MODE
"Endlich zufrieden mit mir und der Welt“

Martin Gore of Depeche Mode performs during their
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Anton Corbijn / Depeche Mode Pressefoto
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Gore and Fletcher of pop band Depeche Mode address
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Depeche Mode singer Gahan performs in Madrid
"Endlich zufrieden mit mir und der Welt“

Fans wave to Depeche Mode during their "Touring th
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Gahan of British band Depeche Mode performs during

Krebs-Diagnose

Speziell aber in Bezug auf die Gesundheit von Sänger Dave Gahan, der 2009 zu Beginn der letzten Welttournee eine Krebs-OP hatte. „Dave ist Gott sei Dank schon seit einigen Jahren bei bester Gesundheit. Er muss noch jedes halbe Jahr zu Tests, um zu sehen, ob etwas nachgewachsen ist, aber bis jetzt war das nicht der Fall.“

Traumatisch, sagt Gore, war das für ihn, als in Israel die Probleme begannen: „Wir sind vor der Show in Tel Aviv nach Jerusalem zum Grab von Jesus gefahren. An diesem Tag erfuhr Andy, dass sein Vater gestorben war. Dann waren wir in Griechenland und eine Viertelstunde vor der Show musste Dave wegen einem Magen-Darm-Infektion ins Spital. Dort machten sie einige Tests und entdeckten dabei zufällig einen Blasentumor. Dave wurde sofort operiert, war aber schon drei Wochen später wieder fit und auf Tour“.

Auch die persönlichen Probleme, die Songwriter Gore mit dem Sänger hatte, sind überwunden. Denn nachdem Gahan für sein Solo-Debüt „Paper Monsters“ 2003 selbst erfolgreich Songs geschrieben hatte, wollte er das auch für Depeche Mode tun. Da sah Gore aber sein angestammtes Territorium bedroht. „Dave war aufgrund des Solo-Erfolges super selbstsicher“, erinnert sich Gore. „Er wollte fortan die Hälfte aller Songs schreiben. Ich fand damals, das sei eine zu große Veränderung. Aber jetzt weiß ich, dass die Tatsache, dass Dave jetzt auch schreibt, die Atmosphäre in der Band stark verbessert hat. Denn er fühlt sich jetzt als Band-Mitglied erfüllt und eingebunden.“

Fast gemeinsam

Wer wie viele Songs für Depeche Mode schreiben darf, war bei „Delta Machine“ kein Thema mehr. Auch weil beide gar nicht mehr Songs geschrieben hatten, als aufgenommen wurden. Die schrittweise Annäherung der ehemaligen Kontrahenten wird auch in dem Song „Long Time Lie“ auf der Deluxe-Edition von „Delta Machine“ dokumentiert: Den haben die beiden – fast – gemeinsam geschrieben.

„Das ist ein Instrumental von mir, zu dem Dave in einer Pause einen Text geschrieben hat“, erklärt Gore. „In der nächsten Pause habe ich den Instrumental-Teil dem angepasst, was Dave geschrieben hat. Es war also eine Art Kollaboration. Aber ich denke, beim nächsten Album sollten wir probieren, uns gemeinsam hinzusetzen, um was zu schreiben.“

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