Belästigung
In Wien angekommen, hat sie sich zuerst einmal an den Jugendjahren am Land abgearbeitet, das Projekt Christl ins Leben gerufen und sich an der Universität eingeschrieben. Sie hat nun auch bereits ihren Bachelor in Kunstgeschichte in der Tasche.
„Diese theoretische Auseinandersetzung mit der Kunst war mir sehr wichtig. Ich konnte dabei ganz viel für meine Arbeiten rausnehmen. Der Kern meiner künstlerischen Tätigkeiten war dabei immer die Musik. Ich bin Autodidaktin und habe schon früh mit dem Klavierspielen angefangen und Songs geschrieben“, sagt die 23-Jährige, die 2021 zum ersten Mal musikalisch auf sich aufmerksam machte.
Mit ihrem Song „Object of Desire“ thematisierte sie (verbale) sexuelle Belästigung und initiierte dazu auch eine öffentliche Kunstaktion: „Ich habe durch diese Aktion sehr viel Feedback bekommen. Es haben mich viele Frauen kontaktiert, angeschrieben und mir ihre persönlichen Erfahrungen und Geschichten erzählt. Das war teilweise schon sehr heftig, was ich da zum Hören bekommen habe. Dadurch habe ich mich auch sehr verstanden gefühlt, habe gemerkt, dass vielen Frauen schon etwas Ähnliches widerfahren ist. Ich habe aber auch gemerkt, dass das Thema Feminismus für viele Menschen, vor allem Männer, noch immer ein Problem ist. Seither hat sich sicherlich einiges verbessert. Aber es gibt noch viel zu tun.“
Parallelprozess
Von körperlichen und seelischen Verletzungen und Narben erzählt Christl auch in ihrem Buchdebüt „Ich glaub ich hasse mich“, das 2023 erschienen ist. Die Themen, und Vorfälle, die im Buch verarbeitet werden, ziehen sich auch durch ihr erstes Album „Green Blue Violet/Grün Blau Violett“.
Aber was war früher da, die Musik oder das Buch? „Ich habe zuerst angefangen, die Songs für mein Debütalbum zu schreiben. Von einem Buch war damals noch keine Rede. Da ich beim Songschreiben aber eine Struktur brauchte und viel mehr Text abgefallen ist, habe ich diese Texte dann einfach gesammelt und alles dokumentiert. So ist dann die Buchidee entstanden. Es war eine Art Parallelprozess“, sagt die Sängerin.
Fürs Musizieren hat sie sich Hilfe gesucht – und auch gefunden: Produzent Andreas Lettner und Eva Klampfer alias Lylit, „die eine extrem gute Pianistin ist“, haben mit Christl das Album erarbeitet.
Die Songs lassen sich nicht in eine Schubladen stecken. Es geht mal rockig und soulig, mal poppig elektronisch, mal klavierlastig und damit baladig und emotional zur Sache. Die Musik will berühren, aufwühlen, einen bei der Hand nehmen – und vor allem aufmerksam machen.
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