David-Bowie-Doku: Erinnerung an ein Genie

"David Bowie, der Weg zur Legende"
Eine grandioser Film zeigt David Bowies fünf wichtigste Jahre (Montag, 23.15, ORF2)

"Nur David macht das: Er lockt die Hörer auf eine gewisse Fährte, schert dann vom Erwarteten aus und spielt verrückt. Es ist herausragend!"

Zu Beginn der BBC-Doku "Five Years", die der ORF anlässlich des ersten Todestages von David Bowie heute (23.15, ORF2) zeigt, sitzt Yes-Keyboarder Rick Wakeman am Klavier und erklärt den Aufbau des vielleicht besten Rock-Songs aller Zeiten – von Bowies "Life On Mars?".

40 Jahre davor war Wakeman mit Bowie im Studio, spielte diesen Klavierpart für die Originalaufnahme ein, weil Bowie – wie er selbst am Cover vermerkte – dafür "unfähig" war. In der Erinnerung daran beginnt Wakeman zu schwärmen, endet mit: " Ich muss sofort heimgehen und das wieder lernen!"

Es gibt viele ähnlich bezeichnende Momente in der Doku. Gedreht 2013, als Bowie nach jahrelanger Schaffenspause überraschend das Album "The Next Day" veröffentlichte, zeigt "Five Years" viele seltene und einige unveröffentlichten Interviews und Aufnahmen mit und von Bowie, aber auch Gespräche mit Wegbegleitern und Musikern seiner Bands.

Während die zu Bowies Karriere befragten Journalisten einen fundierten Blick auf seine Entwicklung vom Musik liebenden Kind aus Brixton zum Weltstar werfen, zeichnen seine Mitmusiker ein perfektes Bild von den ungewöhnlichen kreativen Ansätzen, die Bowie als Songwriter so einzigartig innovativ, so magisch machten.

Einfühlsam

Bowie-Freunde wie Brian Eno, Nile Rodgers, Carlos Alomar, Robert Fripp und Earl Slick erklären, wie sie mit ihm an Songs wie "Station To Station" oder "China Girl" gearbeitet haben, teilen dabei mit den Zusehern auch viele persönliche Momente, die den Star ganz nebenbei als einfühlsamen und uneitlen Menschen porträtieren.

Benannt nach dem Song "Five Years" aus dem Album "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars", konzentriert sich die Doku auf fünf Schlüsseljahre in Bowies Karriere.

Es beginnt mit 1971 und der Entstehung der Kunstfigur Ziggy Stardust. Über 1975 (die Soul-Sounds von "Young Americans"), 1977 (die elektronische "Heroes"-Phase) und das mystische "Scary Monsters" von 1980 geht die Reise bis zu "Let’s Dance", das Bowie 1983 zum Charts-Stürmer machte.

Am Ende hat man ein gutes Bild davon, was dieses Genie antrieb, warum Bowie sich immer wieder neu erfinden wollte. Und nicht zuletzt davon, warum er seine Musik theatralisch inszeniert hat, und damit die Emotionen seiner Songs immer so effektiv verstärken konnte – ohne je den Stil über den Inhalt zu stellen.

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