"Dass über Dritte versucht wird, Druck auszuüben, ist ungehörig"

Franz Küberl kritisiert den Wahlkampf von Wrabetz und Grasl
Der unabhängige Stiftungsrat Franz Küberl kritisiert erneut den Druck, der ausgeübt wird. Heute Konzept-Präsentation in ORFIII.

Wenige Stunden vor der Kür des künftigen ORF-Generaldirektors (GD) gehen heute, Montag, in einem "ORF III Spezial" (18 Uhr) die Präsentationen der Kandidaten über die Bühne. Vor Publikum (ORF-Mitarbeiter, Stiftungs- und Publikumsräte) werden Finanzchef Richard Grasl und Amtsinhaber Alexander Wrabetz in jeweils 15 Minuten die wichtigsten Eckpunkte ihrer Bewerbungen vorstellen. Fragen sind keine gestattet. Die Reihenfolge entscheidet das Los. Die Kandidaten haben keine Möglichkeit, den Vortrag des anderen live zu verfolgen. "Es wird alles sehr standardisiert ablaufen", erläutert ORFIII-Chef Peter Schöber. Ziel sei höchstmögliche Fairness.

An anderer Stelle wird Fairness offenbar nicht so groß geschrieben. Der scheidende Caritas-Direktor Franz Küberl, der als Unabhängiger im Stiftungsrat sitzt, unterstreicht gegenüber dem KURIER erneut, dass enormer Druck ausgeübt wird. Dieser komme "von unterschiedlichen Seiten. Dass über Dritte versucht wird, Druck auszuüben, ist aber ungehörig." Und: "Wer derartigen Druck ausübt, sollte aufpassen, dass am Ende nicht das Gegenteil des Gewünschten herauskommt", warnt Küberl, der sich am Dienstagvormittag entscheiden wird, wem er seine Stimme gibt.

Inszenierung

Küberl kritisiert im KURIER-Gespräch auch die Art des Wahlkampfes. "Wenn man es so inszeniert, dann kommt das auch so heraus". Und er mahnt: "Man muss ja nach der Wahl noch miteinander reden können."

Noch ist nicht absehbar, wie das Votum des Stiftungsrates aussehen wird. Wrabetz wie Grasl geben sich siegessicher. Gewinnen wird der, der als Erster den Stiftungsräten vermitteln kann, dass er eine Mehrheit hat. Dann knicken in der Regel ursprünglich anders Orientierte ein, um beim Sieg dabei zu sein.

ORF-intern wird deshalb auch genau registriert, was in den Medien steht. So etwa auch, wenn in Österreich Wrabetz bereits zum Erdogan vom Küniglberg stilisiert wird und von dessen "Rache" die Rede ist. "Das fassen hier auf dem Küniglberg sicher viele als Drohung auf", heißt es dort.

Philipp Wilhelmer

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