Nun hat Walterskirchen eine Art Zeitdiagnose vorgelegt, deren Titel schon den kritischen Befund auf den Punkt bringt: „Wie wir unfrei werden. Der Weg zur totalitären Gesellschaft“.
Naturgemäß kommt hier der Bereich Medien/Kommunikation bzw. der sogenannte öffentliche Diskurs in den Blick. Zu Recht kritisiert die Autorin die „selbsternannten Höchstrichter und Hüter der ‚richtigen‘ Fakten und Informationen“ und das damit verbundene Phänomen der Cancel Culture, „also das Eliminieren unliebsamer oder nicht ins offizielle Narrativ passender Informationen“.
Sie legt dabei den Finger auf den entscheidenden Punkt, der auch die vielfältigen Bestrebungen zur Bekämpfung von „Hass im Netz“ und „Fake News“ ambivalent erscheinen lässt: Es bleibt dabei immer unklar, „was als ‚schädlich‘ und als ‚Falschinformation‘ gilt und wer dies festlegt“ – und, vielleicht noch wichtiger, „warum Bürger überhaupt ‚geschützt‘ werden müssen und nicht selbst entscheiden dürfen, welchen Informationen sie Glauben schenken und welchen nicht“.
Diese Grundproblematik bricht Walterskirchen auf diverse weitere Themenfelder herunter. Besonders sensibel: der Komplex religiöser Fundamentalismus bzw. politischer Islam. Auch hier kann man ihr nur zustimmen, wenn sie schreibt, dass „jede Kritik am politischen Islam […] als ‚Islamophobie‘ oder ‚antimuslimischer Rassismus‘ gebrandmarkt“ wird und dass diese Begriffe als „Kampfbegriffe“ fungieren, „um jegliche Kritik im Keim zu ersticken“.
Bedrohungen der Freiheit sieht Walterskirchen auch in technologischen Entwicklungen bzw. einer allzu unkritischen Haltung diesen gegenüber. Dass die unter „Transhumanismus“ laufenden Vorstellungen von verschwimmenden Grenzen zwischen Mensch und Maschine Angst machen, ist verständlich. Bisweilen kann man sich aber – etwa auch beim Thema Pandemie/Impfen – nicht ganz des Eindrucks einer generellen Wissenschafts- bzw. Technikskepsis erwehren.
Freilich lässt sich auch dieser nur argumentativ entgegentreten, nicht mit „höchstrichterlichen“ Meinungsverdikten.
Kommentare