„Er trieft vor Musik“
Johannes Brahms bewunderte Strauss für den „Donauwalzer“, dessen berühmte Konzertfassung im März 1867 Premiere hatte. Bei einer ihrer Zusammenkünfte schrieb der Hanseat ein paar Noten des populären Stückes auf und dazu die Worte: „Leider nicht von mir.“
Strauss widmete Brahms, die eine tiefe Freundschaft und gegenseitige Wertschätzung verband, seinen Walzer „Seid umschlungen Millionen“. Und Brahms sagte über Strauss: „Er ist der einzige, den ich beneide – er trieft vor Musik, ihm fällt immer etwas ein.“
Strauss setzt mit seinen Operetten, von ihm eher als „komische Opern“ gesehen, weitere Akzente: Immer noch gespielt und bewundert werden „Wiener Blut“, „Der Zigeunerbaron“ und „Die Fledermaus“.
Es mag eine Ironie des Schicksals sein, dass Strauss, um nach damals geltendem Recht ein drittes Mal heiraten zu können, vom Wiener zum deutschen Staatsbürger wurde – und es blieb bis zu seinem Tod im Juni 1899.
Er galt als bescheidener Mensch, der über seinen komponierenden Bruder Josef sagte: „Der Peppi ist der Begabtere, ich bin halt populärer.“
In Russland bis Amerika
1850 unternahm „Schani“ eine Reise nach Warschau in der Absicht, die Gunst des Kaisers zu gewinnen, der dort mit Zar Nikolaus I. zusammentraf. Er konnte so seine späteren Konzertreisen nach Russland vorbereiten und bekam 1852 auch den Auftrag, neben Philipp Fahrbach die Hofballmusik zu leiten.
Viele Werke widmete der junge Strauss bedeutenden Persönlichkeiten und präsentierte dem Wiener Publikum Novitäten wie Teile aus Opern Richard Wagners bei seinen Konzerten. Ab Mitte der 1850er-Jahre spielte Strauss in den Sommer-Monaten fast jeden Abend bei Dommayer, im Volksgarten oder in Ungers Casino.
In der Winter-Saison und turbulenten Karnevalszeit musste die Kapelle für Redoutensaal, im Sofien-Bad-Saal, im Sperl und in Schwenders Colosseum sogar aufgeteilt werden.
Das Z-Wort
Konzerte 1867 in Paris und London begründeten Strauss’ Weltruhm. „An der schönen blauen Donau“, der erste „Schlager“ der Welt, und Stücke wie „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Wein, Weib und Gesang“, „Morgenblätter“ u. a. hatten Folgen: Strauss konzertierte mit ihnen in halb Europa – und als erster europäischer Großkomponist 1872 in Amerika.
Der „Zigeunerbaron“, 1885 im Theater an der Wien in Wien uraufgeführt, gehört zu den populärsten Operetten überhaupt. Beim Fest „Johann Strauss 2025 Wien“ ist das Z-Wort bei „Das Lied vom Rand der Welt oder Der ,Zigeunerbaron‘“ (25. 3. – 3. 4. im Museumsquartier, Halle E), einer Neufassung der Musicbanda Franui (Libretto: Roland Schimmelpfennig) in Anführungszeichen gesetzt.
Denn Strauss’ walzerselige Hitmaschine, populär seit fast 140 Jahren, hat ein aktuelles Problem: ihren Titel.
„Zigeuner“ sind als Begriff ein Klischee, je nach Perspektive romantisch verklärt oder negativ besetzt, somit im heutigen Sprachverständnis politisch inkorrekt. Korrekt ist hingegen, was Andreas Schett von Franui sagt: „Eigentlich stammt ja jede Tanzmusik von einem schönen Trauermarsch ab – vor allem, wenn man diesen vier Mal so schnell spielt.“
Kommentare