Das Ende ist nah, wenn die Vogelscheuchen ohne Job sind
Angenommen, es gibt keine Vögel mehr. Dann sind die Vogelscheuchen ohne Job. Sie rotten sich also zusammen, werden Aktivisten, protestieren gegen die längst erfolgte Zerstörung der Natur. Und sie hängen den Erinnerungen nach: Sie lauschen verzückt den Aufnahmen mit Gezwitscher.
So beginnt ein dystopisches Märchen, das der französische Regisseur und Bühnenbildner Philippe Quesne unter dem Titel „Farm Fatale“ (statt „Animal Farm“) erzählt. Die eine Vogelscheuche, die weibliche, meint, es wäre die Nachtigall zu hören gewesen (und nicht die Lerche). Dann hört sie Amsel, Drossel, Fink und Star heraus, die ganze Vogelschar. Und eine der männlichen Vogelscheuchen stellt deprimiert fest, dass es komisch sei: Immer hätten sie die Vögel verscheucht – und jetzt würden sie diese vermissen.
Im März 2019 hatte „Farm Fatale“ in den Münchner Kammerspielen Premiere; noch bis 2. September ist die knapp eineinhalbstündige, enthusiastisch gefeierte Produktion als Gastspiel im Rahmen der Wiener Festwochen, coronabedingt „reframed“, im Museumsquartier zu sehen (in der Halle G).
Die Jammergestalten, bizarr und bunt eingekleidet, haben etwas von Untoten. Der einen steckt denn auch eine Axt im Schädel. Linkisch tapsen sie über die Bühne – und sie rudern mit den Armen wie weiland Herman Munster. Man denkt natürlich auch gleich an „Endspiel“ von Samuel Beckett.
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