In den späten 1990er-Jahren – lange, bevor er erfolgreicher Filmregisseur wurde – war McDonagh mit seiner „Leenane-Trilogie“ ein Star der neuen britischen Dramatik: Alle drei Stücke spielen in einem irischen Kaff, in dem es, was dem Pfarrer zusetzt, ziemlich mörderisch zugeht. Im letzten Teil hat Coleman seinen Vater, über den kein einziges gutes Wort verloren wird, erschossen. Ob absichtlich oder nicht, bleibt eine Zeit lang offen. Valene – die unverheirateten Loser leben unter einem gemeinsamen Dach – lässt sich seine Aussage jedenfalls teuer bezahlen: Alles gehört ihm. Und er kostet dies weidlich aus. Denn er markiert, was Coleman zur Weißglut treibt, jeden Gegenstand mit einem „V“.
Ein Nachtstück
Nach dem Begräbnis bei heftigem Gewitter bringen die pitschnassen Brüder Pater Welsh mit nach Hause. Alle drei haben schon ordentlich geladen, es mangelt nicht an Schnaps: Girleen, eine 17-Jährige, nach der sich alle Männer umdrehen, bringt weitere Flaschen Poteen.
An sich sollte es draußen hell sein. Doch im Akademietheater wird es nie Tag: Koležnik lässt das Stück durchgehend bei künstlichem und eher fahlem Licht spielen. Raimund Orfeo Voigt hat ihr auf der Drehbühne wieder eine geniale Szenerie errichtet: Die Zimmer des Hauses fächern sich hintereinander auf, in das eine oder andere sieht man aus verschiedenen Perspektiven. Durch die offene Falttüre blickt man in den Flur, doch der wird – ein wunderbarer Zaubertrick – konsequent übergangen.
Dieses Haus ist eine Inkarnation der 70er-Jahr-Kleinbürgerlichkeit. Verortet wurde der Showdown aber in den späten 80ern: Maertens als Zwängler von besonderer Perfidie und Koch, im Unterziehleiberl ein würdiger Mundl, tragen sensationell zerzauste Vokuhilas. Auch wenn die Übersetzung nicht nur entpiefkenisiert und gestrafft, sondern auch ordentlich entschärft wurde, bleibt viel politisch Unkorrektes übrig – und das hinreißende Duo serviert die Ansagen so, dass man sich fürs Lachen eigentlich genieren müsste.
Nur einmal weitet sich die Bühne: für das Abschiednehmen von Pater Welsh. Itay Tiran bildet den Gegenpol zu den bösartigen Komikern und verleiht seiner verzweifelten Figur unglaubliche Tiefe. Ein wunderbarer Abend mit der Erkenntnis, die Lili Winderlich im kurzen Lederrock vermittelt: Scheiß auf die Männer! Die Zukunft ist weiblich!
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