Dantes Gremlins-Inferno

Die Gremlins schauen sich Disneys Klassiker „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ an und haben dabei eine große Menge Popcorn-Spaß.
Regisseur Joe Dante ist zu Besuch in Wien. Im KURIER-Interview spricht er über seinen Kult-Film und erklärt, warum Horror-Filme nie außer Mode sind.

Joe Dante? Nicht viele kennen seinen Namen auf Anhieb. Aber die „Gremlins“, die kennt jeder. Das freundlich-brabbelnde Plüschtier Gizmo, das man auf keinen Fall nach Mitternacht füttern darf , gehört bei unzähligen Menschen zum fixen Bestandteil ihrer Jugenderinnerungen.

Dantes anarchische Horror-Komödie von 1984, produziert von Steven Spielberg, geriet umgehend zum Kino-Hit. Doch Dantes Oeuvre umspannt ein weites Feld, bevölkert von Werwölfen wie in „The Howling – Das Tier“ (1981); oder Fressfischen wie in „Piranha“ (1978); es umfasst Horror-Parodien wie „The Burbs – Meine teuflischen Nachbarn“ (1989) und Politsatiren wie „The Second Civil War“, 1997.

Derzeit ist der US-Regisseur in Wien zu Gast, wo seine Arbeiten im österreichischen Filmmuseum (bis 13. Oktober) und beim /slashfilmfestival gezeigt werden.

KURIER: Bis heute kennt man Sie vor allem als „Gremlins“-Regisseur. Geht Ihnen das manchmal auf die Nerven?

Dantes Gremlins-Inferno
Joe Dante folgt einer Einladung des Filmmuseums in Wien. Er ist der Regisseur des im Jahr 1984 erschienenen Klassikers "Gremlins". Wien, 27.09.2013
Joe Dante (lacht):Wenn man einmal in seiner Karriere einen so großen Hit landen kann, hat man echtes Glück – und das war mein großer Hit. Kein Mensch rechnete damit, aber „Gremlins“ erschien genau zum richtigen Zeitpunkt. Das Publikum hatte keine Ahnung, was es erwartete, denn so etwas hatte es noch nicht gegeben. „Gremlins“ lief gleichzeitig mit „Ghostbusters“, und beide machten ein Vermögen.

Es gibt diesen Scherz in „Gremlins“, wo jemand sagt: „Jedes Kind will ein Kuscheltier wie Gizmo haben.“ Das war eine sehr richtige Vorhersage.

Der Witz des Films war ja, dass sich das liebe, kleine Kuscheltier in ein ekeliges, schleimiges Untier verwandelt. Ursprünglich war auch geplant, dass der herzige Gizmo bösartig wird. Allerdings meinte Spielberg plötzlich: „Gizmo ist so putzig – er sollte den ganzen Film so bleiben.“ Zuerst brachen wir in Panik aus, weil wir nicht wussten, wie wir das technisch schaffen sollten. Aber Spielberg behielt recht: Das war der Schlüssel zum Erfolg.

Apropos Spielberg: Er macht (meist) familienfreundliche Filme – im Gegensatz zu Ihnen ...

Man hat mich oft die „dunkle Seite“, das „Es“ von Spielberg genannt. (lacht) Das lag vor allem daran, dass die Werbekampagne von „Gremlins“ der von „E.T.“ sehr ähnlich sah. Die Leute dachten, „Gremlins“ sei ein weiterer Kuschel-Film. Viele Eltern gingen also mit ihren Kindern ins Kino und fanden sich in einem Film wieder, wo schleimige Reptilien ihre Nase in den Vorhang schnäuzen. Die waren echt sauer.

In Ihren Filmen findet sich immer anarchisches Potenzial.

Es kann nie schaden, die herrschenden Autoritäten ab und zu zu zwicken.

Derzeit gibt es viel Horror im Kino. Im Horror-Film, heißt es, lassen sich Krisen der Gegenwart ablesen. Stimmen Sie dem zu?

Auf jeden Fall. Wenn Sie sich heute unsere Welt anschauen, bin ich erstaunt, dass nicht jeder neue Film ein Horror-Film ist. In Amerika findet jede Woche ein Gewehr-Massaker statt, die Nachrichten sind voll mit Tod und Zerstörung. Aber es ist natürlich schwierig, originelle Horror-Filme zu machen – „The Cabin in the Woods“ ist beispielsweise so ein smartes Genre-Stück.

Angeblich wird an einem Reboot von Gremlins gearbeitet...

Ja, diese Gerüchte gibt es immer wieder, aber bis jetzt ist nie was daraus geworden.

Wären Sie interessiert?

Ich werde bestimmt nicht gefragt.

Sie arbeiten an einem Film über den berühmten Low-Budget-Produzenten Roger Corman?

Ja, es geht um die Zeit, als Corman den Film „The Trip“ drehte und dafür LSD nahm. Aber Quentin Tarantino wird nicht Corman spielen, obwohl es Gerüchte gab.

Trailer: "Die Gremlins"

Über 40 Perlen des Genrekinos werden beim Slash, Österreichs größtem Festival des "fantastischen Films" gezeigt. Heißt konkret: Noch bis Sonntag wird bei der vierten Ausgabe des kleinen Horror- und Fantasy-Festivals wieder geblutet und gespritzt, was die Theaterblut-Konserven hergeben.

Das am medialen Hype gemessene Highlight steht dabei schon jetzt fest: Das ob seiner abstrusen Handlung innerhalb kurzer Zeit zum Kult-Film gereifte "Sharknado" feiert im Filmcasino seine Österreich-Premiere. Die weiteren Filme des Wiener Genrefilmfestivals mit dem Splattertitel im Überblick.

INFO:
www.filmmuseum.at
slashfilmfestval.com
Buchtipp: Joe Dante“, hrg. von Nil Baskar/Gabe Klinger

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