Daniel Hoesl: "Ich möchte lieber nicht"

Daniel Hoesl: "Ich möchte lieber nicht"
Mit "Soldate Jeannette" gelang Daniel Hoesl ein außergewöhnliches Langfilmdebüt.

Dass Daniel Hoesl bei Ulrich Seidl gelernt hat, würde man seinem Film nicht unbedingt ansehen. „Soldate Jeannette“, Hoesls Langfilmdebut (derzeit im Kino), steht in der österreichischen Filmlandschaft recht solitär da.

Die Heldinnen sind ungewöhnlich, ihre Handlungsweisen erratisch. Mit herber Schönheit spielt Johanna Orsini-Rosenberg in „Soldate Jeannette“ eine Wiener Adelige namens Fanni, die im großen Stil Geld vernichtet, das sie nicht besitzt. Mit undurchdringlichem Gesicht erwirbt sie Designerkleider, speist in den teuersten Lokalen und täuscht Finanztransaktionen im großen Stil vor. Als man sie schließlich delogiert, lässt sie leichten Herzens alles zurück und heuert auf einem Bauernhof an.

In Zeiten der Krise leiste Fanni Widerstand, sagt Hoesl im KURIER-Interview, „weil sie nicht mitmacht. Sie hält sich nicht an die Religion, die sagt: ,Geld hat einen Wert.‘“ In diesem Sinne ließe sie sich mit Herman Melvilles „Bartleby der Schreiber“ vergleichen, einer Figur, die sich allen Anforderungen mit dem Satz „Ich möchte lieber nicht“ verweigert.

Auch der 1982 in St. Pölten geborene Regisseur beharrt auf seiner Widerständigkeit: Auch er habe nicht mitgemacht, sich nicht verbiegen lassen – etwa durch die Vorgaben, die eine „große Filmförderung“ mit sich gebracht hätte. Die wäre zwar toll, sagt Hoesl, aber er habe nach alternativen Produktionsmöglichkeiten gesucht. Nach der Freiheit, kein Drehbuch für eine Jury schreiben zu müssen und stattdessen die Biografien seiner Darsteller in die Geschichte seines Films einfließen zu lassen. Und in einem Kollektiv arbeiten zu können, das sich „European Film Conspiracy“ nennt. In dem alle – von der Köchin bis zum hervorragenden Kameramann Gerald Kerkletz – in flacher Hierarchie zusammenarbeiten.

Low-Budget

Seine eigene Arbeitsweise beschreibt Daniel Hoesl als „eine Mischung aus Ulrich Seidl und Mike Leigh“: Langes Proben ohne Drehbuch, und dann, wenn die Proben abgeschlossen sind, der Gang zum Set: „Dort haben wir oft nur zwei, drei Stunden Zeit. Wir fahren mit dem Taxi von Drehort zu Drehort, drehen mit kleinem Team und kommen nicht mehr zurück.“

Mit rund 65.000 Euro Budget ist „Soldate Jeannette“ eine Low-Budget-Produktion, die auf prestigeträchtigen Festivals wie Sundance und Rotterdam reüssierte. Doch auch wenn der Film vier Millionen Euro gekostet hätte, sähe er nicht anders aus: „Dann hätten wir eben in teureren Hotels übernachtet.“

Rein ästhetisch erinnere ihn sein e Arbeit an frühe Fassbinder-Filme, die ebenfalls eine bestimmte Künstlichkeit – etwa der Sprache – favorisieren: „In der Künstlichkeit liegt eine andere Wahrheit als im Milieurealismus“, sagt Hoesl, der Medienkunst studierte und durch die Kinobücher des Philosophen Gilles Deleuze zum Filmemachen kam: „Ich greife beim Drehen in die Sprache ein, bis sich ihr natürlicher Affekt ausschaltet. Es ist diese Sperrigkeit, die einem zu denken gibt. Das reicht mir.“

Info:Am Sonntag im Stadtkino im Künstlerhaus (12 Uhr): Filmvorführung mit anschließender Diskussion.

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