Wie kommt Dante zu den Uffizien?

Der neue Thriller mit dem Symbolforscher Robert Langdon erscheint weltweit am Dienstag.

Amerika hat Ende der Woche die Erlaubnis gegeben: In der Nacht von Montag auf Dienstag, genau um Mitternacht, darf der deutsche Lübbe Verlag aufs Knöpferl drücken und willigen, unermüdlichen Journalisten ein pdf vom „Inferno“ per eMail schicken.

Neun Stunden, bevor die Buchhandlungen aufsperren und Dan Browns neuen, 685 Seiten starken Roman verkaufen. So gut geht’s einem. Die deutsche Ausgabe startet mit 700.000 Exemplaren und 100.000 Hörbüchern.

Was alle Welt schon jetzt wissen darf (während der 48-jährige Dan Brown seit „Illuminati“, „Sakrileg“, Das verlorene Symbol“ ... auf seinem geschätzten 400-Millionen-Dollar-Vermögen sitzt):

Es beginnt mit dem Satz: „Ich bin der Schatten.“

Zweiter Satz: „Ich fliehe durch die trauernde Stadt.“

Dritter Satz: „Durch das ewige Leid hindurch ergreife ich die Flucht.“

Krankenhaus

Das stammt aus dem Prolog, in dem ein Mann durch Florenz gejagt wird. Es könnte Dante sein. Allerdings läuft er an den Uffizien vorbei, und ... Stopp! ... die wurden erst 240 Jahre nach seinem Tod gebaut.

In Kapitel eins liegt Symbolforscher Robert Langdon – der laut Dan Brown ausschaut wie Harrison Ford, aber im Kino von Tom Hanks gespielt wurde – in einem Krankenhausbett. Er halluziniert, sieht Infernalisches aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Eine fesche Ärztin fragt ihn aus. Sein Gewand ist nämlich blutverschmiert.

Langdon kann sich an nichts erinnern ...

Sofort sagen Experten, das komme ihnen bekannt vor. Unmöglich, weil: Der US-Schriftsteller hängt sich gern, Kopf nach unten, an eine Reckstange; und so falle ihm immer etwas Neues ein. Zwölf Ideen für Romane habe er bei diesen Gelegenheiten bereits notiert.

Zunächst aber Dante, der gar kein finsterer Kerl war. Vor 700 Jahren zog er in bunten Kleidern durch Florenz. Er ist stark im Kommen, und seit der kürzlich verstorbene Berliner Literaturwissenschaftler Hartmut Köhler die 4755 Verse der „Göttlichen Komödie“ für den Reclam Verlag neu übersetzt und kommentiert hat, kennt man sich sogar aus zwischen Hölle und Himmel.

Man versteht sogar die Symbolik, etwa Dantes Verehrung der Ziffer 3. Drei Mal drei ist die angebetete Beatrice! Dan Brown bringt garantiert neue Verwirrungen (und mindestens ein Buch übers Buch wird uns erklären, worum es eigentlich geht im „Inferno“ des Amerikaners).

Wie kommt Dante zu den Uffizien?
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Höllisch war schon die Übersetzerarbeit: Im Keller von Berlusconis Mondadori Verlag bei Mailand saßen vom 18. Februar bis 5. April elf Übersetzer aus Frankreich, Spanien, Brasilien, Deutschland und Frankreich. Sieben Tage die Woche, von 8 Uhr bis 21 Uhr, bewacht von bewaffneten Typen. Ein Van pendelte mit ihnen zu Hotels im Niemandsland. Und selbst wenn sie im Bunker pinkeln mussten, hatten sie sich schriftlich abzumelden. Wer sich mit Dan Brown abgibt, wird auch das aushalten.

INFO: Dan Brown „Inferno“. Übersetzt von Rainer Schumacher und Axel Merz.Lübbe Verlag. 688 Seiten. 26 Euro.

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