Für eine junge Frau Anfang des 19. Jahrhunderts gibt es nur zwei Möglichkeiten, ihrer nervtötenden Familie zu entkommen: Heirat oder Tod.
Beides scheint für die smarte Anne Elliot in naher Zukunft keine Option.
Den einzigen Mann, den sie je wirklich liebte, hat sie zurückgewiesen, weil er nicht vermögend genug war. Unter dieser Fehlentscheidung leide sie noch immer, informiert uns Anne mit kummervollem Blick in die Kamera. Zärtlich drückt sie dabei ein Kaninchen an den unglücklichen Busen und nimmt einen tiefen Schluck aus der Rotweinflasche.
Man ahnt es schon: Die britische Theaterregisseurin Carrie Cracknell hat sich bei ihrem Spielfilmdebüt Freiheiten erlaubt. Jane Austens letzter vollständiger Roman „Persuasion“ wurde erst posthum 1818 veröffentlicht, gilt als ihr reifstes und dunkelstes Werk und bekam ein Update verpasst.
Die berückende Dakota Johnson spielt Anne Elliot, Tochter eines eitlen, verschwenderischen Vaters und Schwester zweier törichter junger Frauen, mit sanft ironischem Unterton. Im Alter von 27 immer noch unverheiratet, droht ihr ein Leben als „alte Jungfer“. Doch trotz ihres endlosen Liebeskummers hält Anne mit ihren traurigen, oft aber auch sehr trockenen Bemerkungen, mit denen sie sich an die Kamera – und damit an uns, das Publikum – wendet, die Stimmung durchwegs heiter. Ähnlich wie in „Bridgerton“ besteht auch in „Persuasion“ die Besetzung nicht nur aus Weißbroten, sondern ist erfrischend divers.
Liebesreigen
Nachdem der Vater (ein lustiger Richard E. Grant) zu viel Geld verprasst hat, muss die Familie in ein „bescheideneres“ Haus in Bath übersiedeln. Anne macht bei ihrer einfältigen kleinen Schwester und deren Schwägerinnen Station – und siehe da, plötzlich taucht der ehemalige Verehrer wieder auf. Anne und er tun so, als würden sie einander kaum kennen. Der Liebesreigen bekommt seine eigene Dynamik: Lebhaft, gewitzt und gefühlvoll – bis das lange Schmachten ein Ende findet.
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