Currentzis schwankte am Pult zwischen extrem raschen Tempi, die sogar den brillanten Musikern aus Perm Mühe bereiteten, und gedehnten Passagen. Unaufdringlich geriet Nina Vorobyovas szenische Einrichtung. Beim „Viva la Libertá“ ließ sie Leporello zum Megafon greifen. Viel mehr war da nicht. Das größte Manko aber war bei der Sängerbesetzung zu verzeichnen. Titeldarsteller Dimitris Tiliakos fiel vor allem durch stimmliche Blässe auf. Aufhorchen ließen nur Kyle Ketelsen als expressiver Leporello, gefolgt von Kenneth Tarver, der mit seinem fein geführten Tenor die Partie des Don Ottavio vortrug. Nadezhda Pavlova versuchte sich mit ihrem schneidenden Sopran als Donna Anna durchzusetzen. Federica Lombardi war eine intensive Elvira. Christina Gansch und Ruben Drole bewährten sich als Zerlina und Masetto. Robert Lloyd war ein solider Komtur.
Unfassbar aber, wenn der „andere“, der nach der musikalischen Wahrheit suchende Currentzis ans Pult tritt wie bei „Così fan tutte“. Leicht, schwebend geriet das Vorspiel, fein akzentuiert erarbeitete er jede Passage. Unerheblich geriet Vorobyovas szenische Einrichtung. Das eigentliche Musiktheater trugen der Dirigent und sein hier formidables Sängerensemble. Wie verändert trat da die Donna Anna des Vorabends auf. Mit einem hohen Maß an Innigkeit machte Nadezhda Pavlova die Qualen der Fiordiligi hörbar. Paula Murrihy überzeugte mit ihrem ordentlich geführten Mezzosopran als Dorabella.
Eine Entdeckung ist Mingjie Lei. Mit Verve entfaltete er als Ferrando seinen metallen timbrierten Tenor. Bariton Konstantin Suchkov überzeugte mit Ausdruck als Guglielmo. Konstantin Wolff ergänzte stimmlich nobel als jugendlicher Don Alfonso. Anna Kasyan war eine spielfreudige, intensive Despina. Der Jubel des Publikums wollte an beiden Abenden nicht enden.
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