Denn Currentzis bedient das Publikum perfekt. Zwar gibt es so etwas Ähnliches wie eine Regie (Nina Vorobyova) samt Kostümen und Lichtdesign, der eigentliche Regisseur jedoch ist und bleibt stets Teodor Currentzis.
Sei es, dass er bei den diversen Arien mit den Sängern singt, ihnen das Tempo vorgibt. Sei es, dass er das ihm völlig ergebene (und daher gute) Orchester zu wahnwitziger Geschwindigkeit oder auch bedrohlich ausufernder Langsamkeit animiert. Sei es, dass er den einen oder anderen Protagonisten im Orchester versteckt oder sei es, dass er dem mit einem Schlagbohrer (szenisch!) hantierenden Grafen Almaviva mit dem Taktstock Einhalt gebietet – bei diesem „Figaro“ gibt es nur einen Strippenzieher.
Und dieser ist zugleich der Klangregisseur, der seine, tatsächlich nur seine Mozart-Story mit allen denkbaren Effekten und ohne Rücksicht auf den viel gepriesenen Mozart-Schönklang erzählt. Wie in einer Hollywood-Komödie entwirft Currentzis melodische Bilder, die teils unter die Haut gehen und perfekt funktionieren, teils aber auch sehr bewusst im Nichts verpuffen. Denn merke: Jede Geschichte braucht ihre Pointen – und Currentzis serviert sie!
Ein Einwand sei aber erlaubt. Auch für Mozart benötigt man immer noch Stimmen und nicht nur (sehr sympathische, junge) „Nebendarsteller“. Die aber hat Currentzis nicht immer gut gecastet.
Ja, Alex Esposito ist ein vokal viriler Figaro, Andrei Bondarenko ein solider Almaviva, Olga Kulchynska eine feine Susanna, Paula Murrihy ein lässiger Cherubino, Ekaterina Scherbachenko eher keine Gräfin und Daria Telyatnikova eine markante Marcellina – diese Besetzung geht sich ausschließlich im Universum des Teodor Currentzis aus. Das aber ist ja bekanntlich groß genug.
Peter Jarolin
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