Zunächst einmal muss die musikalische Gestaltung gewürdigt werden, die bei Joana Mallwitz in besten Händen lag. Die Dirigentin, in dieser Funktion tatsächlich die erste Frau in 100 Festspieljahren bei einer szenischen Opernproduktion, schaffte mit den Wiener Philharmonikern eine beeindruckende Interpretation: transparent, leicht und dennoch kraftvoll, farbenreich, dynamisch überzeugend strukturiert. Sie lässt dem Orchester seinen Klang, nimmt ihm aber jede Schwere, die heute bei Mozart so antiquiert wirken kann. Damit schafft sie eine völlig eigenständige, elegante Lesart. Das „Soave sia il vento“ ist vollendet musiziert, ebenso das „Come scoglio“ der Fiordiligi, deren zweite Arie im ersten Teil allerdings sehr langsam gerät. Auch das ist aber eine Qualität dieser „Così“: die Differenzierung in den Tempi. Und die Philharmoniker machen schön mit.
Auch zwei weitere Damen tragen viel bei zum Erfolg: Elsa Dreisig, geboren in Paris, Ensemblemitglied der Lindenoper in Berlin, als famose Fiordiligi, die mit ihrem schönen Timbre die ganze Bandbreite dieser schwierigen Partie auszuloten vermag; sowie Marianne Crebassa als Dorabella mit mehr Kraft, noblen dunklen Klangfarben und hoher Phrasierungskunst. Vielleicht setzt sich nun auch in Österreich die Erkenntnis durch, dass es zurzeit gerade in Frankreich exzellente junge Mozart-Sängerinnen und -sänger gibt. Lea Desandra (Despina) spielt gut, ist aber in dieser Gesellschaft ein stimmliches Leichtgewicht.
Bei den Herren ist Andrè Schuen als Guglielmo mit ausdrucksstarkem Bariton der Beste. Bogdan Volkov (Ferrando) ist stimmlich eindimensionaler, bei Johannes Martin Kränzle (Don Alfonso) hört man fast mehr Wagner als Mozart. Der Wiener Staatsopernchor singt aus dem Off, wohl auch wegen der Corona-Vorschriften.
Womit wir wieder bei der Maskerade wären: Regisseur Loy braucht für die Darstellung der Verlockungen des Partnertausches keine umgehängten Teppiche oder andere Kostüme aus dem Fundus. Er implantiert die Verführung nur in die Köpfe der Protagonisten und schafft mit detaillierter Personenführung weit mehr Plausibilität als so manch anderer mit falschen Bärten. Auch die Bühne (Johannes Leiacker) ist total reduziert: eine weiße Wand, zwei Türen, ein einziges Mal sieht man einen Baum, ein paar Mal Farben auf den Kostümen der Herren (Barbara Drosihn).
Diese nüchterne Optik schärft den Fokus auf das Wesentliche.
Sie passt damit ideal zu dieser auf 2:23 Stunden gekürzten Fassung, bei der Puristen ein paar wilde Sprünge kritisieren mögen, insgesamt aber dank kluger Eingriffe nichts Essenzielles fehlt.
Und generell zu Salzburg 2020. Weniger kann viel mehr sein – das war selten so intensiv zu erleben wie in diesen zwei Festspieltagen.
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