"Così fan tutte" in Erl: Elegante Verwirrungen der Gefühle

Michael Kupfer als Guglielmo und Anna Princeva als Fiordiligi
Bei den Winterfestspielen in Erl: Mozarts "Così fan tutte" im neuen Gewande.

Im Bikini rekeln sich Fiordiligi und Dorabella auf Liegen zwischen Palmen und Luftmatratzen in der Sonne, schlürfen Drinks und blättern gelangweilt in Illustrierten.

Nahe am Heute spielt diese "Cosi fan tutte" in Erl. Lichtdurchflutet mit einer schwebenden, großen Sonnenkugel. Elegant, immer in strenger Symmetrie ist auch die sonstige Szene (Bühne: Jan Hax Halama): Alternierend mit einer Wohnlandschaft, Hollywoodschaukel und langen Esstafel in sehr geschmackvollen Kostümen (Lenka Radecky).

Ferrando und Guglielmo sind wie Flugzeugpiloten ausstaffiert. Als sie dann verkleidet in kurzen Lederhosen mit karierten Hemden, riesigen Zwirbelbärten, Trachtenhüten mit Gamsbärten und Federn auftauchen, haben sie die Lacher des Publikums auf ihrer Seite.

Despina als Krankenschwester erscheint in Conchita-Wurst-Maske. Neben den witzigen Einfällen ist die Personenführung von Regisseur Gustav Kuhn detailreich, aber recht konventionell, reduziert und weniger vital.

Durch diverse Umbauten beim Szenenwechsel dauert die Oper vier Stunden (inkl. einer Pause). Hintergründigkeit, Verwirrungen der tiefen Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen erlebt man erst im zweiten Akt, der zwar stärkere Momente hat, dem aber auch Striche gut getan hätten.

Wie gewohnt auf hohem sängerischen Niveau ist fast das ganze Ensemble, wieder aus der Kaderschmiede der Accademia di Montegral. Ein Ereignis dabei: Anna Princeva, die die schwierige Partie der Fiordiligi technisch makellos, flexibel und nuancenreich singt.

Die begabte, blutjunge Aurora Faggioli singt die Dorabella fein und meist mit Kuscheltier. Sophie Gordeladze ist eine witzige, spritzige Despina. Ferdinand von Bothmer singt den Ferrando passabel, aber zu wenig feinsinnig. Kernig und kraftvoll klingt Michael Kupfer als Guglielmo. Giulio Boschetti singt den Don Alfonso nobel. Tadellos hört man den Chor.

Gustav Kuhn dirigiert das jung besetzte Orchester der Tiroler Festspiele Erl mit zugespitzten Tempi und sprühender Spritzigkeit.

KURIER-Wertung:

von Helmut Chr. Mayer

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