Cornelius Obonya über Theater: "Ratlosigkeit ist die Höchststrafe“

Cornelius Obonya über Theater: "Ratlosigkeit ist die Höchststrafe“
Der Schauspieler ist für die ROMY nominiert und will in Zukunft auch weiter Regie führen,

Er ist einer der vielseitigsten Charakterdarsteller. Egal, ob auf jenen Brettern, die sprichwörtlich die Welt bedeuten, oder auch in Film und Fernsehen: Cornelius Obonya. Am Wiener Burgtheater hat der aus einer Schauspielerdynastie stammende Künstler jahrelang Maßstäbe gesetzt, als „Jedermann“ trat er bei den Salzburger Festspielen bravourös in die Fußstapfen großer Vorgänger, aber auch auf den Bildschirmen ist Cornelius Obonya omnipräsent.

Vielseitigkeit

Ob im Historiendrama „Maria Theresia“, ob in „Meiberger – im Kopf des Mörders“, ob in „Unter anderen Umständen“ (zu sehen am 4. April, 20.15 Uhr, ORF 2) oder in einer Paraderolle in „Spuren des Bösen (zu sehen am 7. April, 20.15 Uhr, 3sat) oder schon heute, Freitag, in der „Kabarett-WG“ (20.15 Uhr, ORF 1)– Obonya drückt jeder Figur seinen Stempel auf.

Über die ROMY-Nominierung freut sich der Vielseitige sehr. Denn: „Die ROMY ist ja ein Publikumspreis. Und vom Publikum geschätzt zu werden, ist für jeden Künstler eine wunderschöne Anerkennung.“ Lachend: „Also bitte voten Sie für uns alle!“ Dass sich Obonya in den vergangenen Jahren mehr und mehr vom Theater zurückgezogen hat, war „eine bewusste Entscheidung“. Denn: „Ich denke, die Geschichten, die ich erzählen will, kann ich gegenwärtig über Film und Fernsehen besser erzählen.“

Geschichtenerzähler

Und: „Ich war viele Jahre im Ensemble des Burgtheaters, durfte hier große Rollen der Weltliteratur spielen, bin dann aber freiwillig gegangnen.“ Denn, so der mehrfach prämierte Künstler: „Das Theater hat das Geschichten-Erzählen ein wenig verlernt. Ja, ich kann eine Aufführung aus tiefstem Herzen hassen, wobei lieben besser wäre. Jedoch auch der Hass ist immerhin eine Emotion. Heute aber erlebe ich immer mehr, dass die Menschen nur ratlos aus dem Theater kommen, dass sie nicht mehr erreicht werden. Ratlosigkeit aber ist die Höchststrafe!“

Cornelius Obonya über Theater: "Ratlosigkeit ist die Höchststrafe“

Schauspielertheater

Und die Gründe für diese Ratlosigkeit? „Man weiß nicht mehr, wie man mit Pathos umgehen soll, wie man mit Autoren umgehen soll. Da wird so oft über alles einfach drübergebrettert. Es sollte auf der Bühne immer noch um das Schauspiel, um den Text, um den Inhalt gehen. Mit Videos allein holt man das Publikum sicher nicht ab.“

Ein Comeback am Burgtheater schließt Obonya aber nicht aus. „Wenn Direktor Martin Kušej mir eine interessante Rolle anbietet und das Umfeld stimmt – ja warum nicht? Dann sage ich sehr gerne zu. Vorerst aber konzentriere ich mich auf andere Projekte.“ Eines davon ist der erste „Aussee-Krimi“, in dem Obonya die Rolle des Polizisten Gasperlmaier nach einem Roman des Bestseller-Autors Herbert Dutzler und in der Regie von Julian Pölsler verkörpert. Der erste Fall ist für Servus TV bereits abgedreht.

Kraftwerk

Doch noch ein Standbein hat sich Obonya gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Regisseurin Carolin Pienkos, geschaffen: das Musiktheater. Obonya lachend: „Man soll ja ganz klein beginnen, also war das für uns als Regie-Duo die Mailänder Scala mit der ,Fledermaus‘ von Strauß.“ 2019 folgte im Römersteinbruch in St. Margarethen „Die Zauberflöte“ von Mozart. Was aber fasziniert Obonya so am Musiktheater? „Auch wenn es oft strapaziert wird und banal klingen mag: Das Musiktheater ist das Kraftwerk der Seele, es ist die Königsdisziplin!“

Cornelius Obonya über Theater: "Ratlosigkeit ist die Höchststrafe“

Doppelpack

Dass es Obonya und Pienkos in dieser Disziplin nur im Doppelpack gibt, ist für den Schauspieler „ganz klar“. „Wir sind privat wie auch beruflich ein tolles Team. Und ich habe inzwischen wahnsinnig viel gelernt. Als Schauspieler kann es einem völlig egal sein, wie viel etwa ein Bühnenbild kostet oder was realisierbar ist und was nicht. Als Regisseur muss man darauf sehr achten. In den Steinbruch von St. Margarethen passen mehr als 4.700 Besucher. Wir hatten 19 Vorstellungen, bei einer Auslastung von 96 Prozent – ich werte das als einen Erfolg. Denn als Regisseur muss man das Kalkulieren mit Zahlen sehr wohl und sehr gut beherrschen. Das war eine völlig neue, aber extrem spannende Erfahrung.“

Eine Erfahrung, die sicher weitergehen wird. „Ja, es gibt schon ein sehr konkretes Regieprojekt, über das ich noch nicht sprechen darf. Aber wer einmal dem Musiktheater – und ich betone in diesem Zusammenhang immer gern auch das Wort Theater – verfallen ist, der bleibt es wohl in alle Ewigkeit.“

Bühne, Oper, Film, Fernsehen – Cornelius Obonya ist einer, der die Quadratur dieses Kreises perfekt beherrscht.

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