Cornelia Hülmbauer: Nachts gab es Leukoplast auf die Ohren

Cornelia Hülmbauer: Nachts gab es Leukoplast auf die Ohren
Blitzlichter einer Kindheit in den 1980ern.

Zu Weihnachten bekam die Familie ein ganzes Schwein. Man lagerte es im Keller, verkochte es nach und nach. In der Weihnachtsnacht durfte man keine Wäsche aufgehängt lassen, das bringe Unglück. Nachts klebte einem die Mutter die Ohren mit Leukoplast an den Kopf, damit sie in die richtige Richtung wuchsen und als die Mutter schwanger war, hüpfte sie die Treppen herunter, damit das Kind endlich kam.

Cornelia Hülmbauer: Nachts gab es Leukoplast auf die Ohren

Cornelia
Hülmbauer:
„Oft manchmal nie“   
Residenz.
192 Seiten.
25 Euro

Einkäufe erledigte man beim Lebensmittelhändler, wo es auch Pixibücher gab und wenn man in die Stadt fuhr, zog man sich anständig an. Fragmente der Vergangenheit. Cornelia Hülmbauer, geboren 1982, erzählt vom Aufwachsen in einem niederösterreichischen Dorf. Vom Drachensteigen mit dem Vater, den Sinnsprüchen der Oma, den Prinzipien der Mutter. Hülmbauer, die bisher Lyrik schrieb, gelingt hier anhand von Momentaufnahmen eine präzise Erzählung vom Erwachsenwerden. Ohne „Früher war alles besser“-Attitüde. (Obwohl es definitiv besser war, als es noch Greißler gab).