CNN: Kochen gegen den Seherschwund
Er selber ist eigentlich gar kein so toller Koch. Ja, Anthony Bourdain weiß, wie das Koch-Handwerk funktioniert, und besitzt sogar ein eigenes Lokal in New York, die Brasserie "Les Halles" (die aber längst von seinem Souschef geführt wird).
Doch prinzipiell isst er lieber und schaut sich um und beurteilt das, was er in allen Ecken der Welt vorgesetzt bekommt. Wobei es sich dabei um teils abartige Sachen handelt: um am Spieß gebratene Meerschweinchen in Ecuador, Entenfüße mit höllenscharfer Senfsoße in Peking, einen ellenlangen, fetten Hotdog in Chile, Lammhirn im Burgenland oder noch krabbelfrische Krabben in einer Spelunke in einem Vorort von Washington, D.C.
Frech
Bourdain ist ein rastlos Reisender in Sachen Gaumenkitzel: "Ich fahre überall hin. Ich will alles sehen und kosten. Könnte ich übrigens bald wieder nach Vietnam aufbrechen?", zeigte der 56-Jährige kürzlich eine eindeutige Präferenz für die asiatische Küche.
Weil Bourdain so frech und gnadenlos ist und auch recht telegen, sind – nach den Buchverlagen – die Fernsehsender auf ihn aufmerksam geworden. Auf dem Lifestyle-Sender glitz* beurteilt er seither in der Show "Top Chef" internationale Spitzenköche (montags bis donnerstags, 17.25 Uhr auf glitz*).
Für den amerikanischen Travel Channel beziehungsweise für die deutschen Pay-TV-Sender DMAX und Discovery Channel (im Paket von Sky auch in Österreich) produziert er seit 2005 die Serie "Anthony Bourdain – Eine Frage des Geschmacks".
Nun ist ihm sein bisher größter Coup gelungen: Mit Jahresbeginn 2013 bekommt Bourdain eine eigene Weekendshow auf CNN.
"Wir haben das entschieden, weil Tony den Horizont unseres Senders erweitert", so Mark Whitaker, Vizepräsident von CNN Worldwidein einem Interview mit der New York Times. "Er deckt die Neuigkeiten ab, die den Lifestyle unserer Seher beeinflussen."
Quoteneinbruch
Für den US-Nachrichtensender ist das Engagement des Kochkritik-Stars auch ein verzweifelter Versuch, den konstant sinkenden Quoten entgegenzusteuern. Im Mai erreichte der Sender in der Primetime in den USA im Schnitt nur noch 388.000 Zuschauer – ein Rückgang um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und der niedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre.
"Der konservative Sender
Fox News erreicht selbst um 5 Uhr morgens mehr Zuschauer als
CNN in der Primetime", merkte das Branchenmagazin Variety süffisant an.
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