Bei ihm war der Komponist groß
Der Begriff ,großer Dirigent’ hat für mich keine Bedeutung – es ist der Komponist, der groß ist.“ Dies war das künstlerische Credo von Claudio Abbado, der im Alter von 80 Jahren verstorben ist. Dass Abbado nach dieser Maxime gelebt und gearbeitet hat, war bei Dirigaten des Ausnahmekünstlers stets erlebbar. Und das ist es auch nach dem Tod des Giganten.
Groß ist das musikalische Vermächtnis Abbados, das auf diverse Tonträger gebannt wurde. Breit und vielschichtig war das Repertoire des Maestro. Eine kleine, subjektive, längst nicht vollständige Auswahl an empfehlenswerten Aufnahmen.
CD-Boxen
Opernaufnahmen
Im Verdi-Fach sind vor allem die älteren Aufnahmen (oft mit dem jungen Plácido Domingo) hervorzuheben; eine Erwähnung verdient „Simon Boccanegra“ (Wiener, mit Cappuccilli, Ghiaurov, Freni, Carreras). Hörenswert ist auch Abbados Interpretation des „Boris Godunow“ (Mussorgsky, Berliner, Sony). Gleiches gilt für Debussys „Pelléas et Melisande“ (Wiener, (DG) und Bergs „Wozzeck“ (Wiener, DG).
Nach Claudio Abbados Tod reißen die Trauerbekundungen nicht ab. So erinnert sich Abbados Kollege und Freund Zubin Mehta im Corriere della Sera an die gemeinsame Studienzeit in Wien. Mehta: „Auch wenn wir keinen Groschen in der Tasche hatten, gingen wir zu den Konzerten in Wien und begnügten uns mit Stehplätzen.“ Und Abbados erste Ehefrau Giovanna Cavazzoni sagt im Corriere delle Sera: „Er ist dem Tod mit einem seltenen Mut begegnet, der natürlich auch mit Wut vermischt, jedoch immer würdevoll war. Claudio konnte in Frieden sterben. Er hatte fünf Monate lang den Trost seiner vier Kinder, seiner drei Enkelkinder und vieler Familienmitglieder“, so Cavazzoni.
Private Trauerfeier
Der Leichnam Abbados wurde gestern, Dienstag, in der Basilika des Heiligen Stefan in Bologna aufgebahrt. Der Sarg wurde von Abbados Wohnung auf der zentralen Piazza Santo Stefano zur Basilika getragen. Hinter dem Sarg ging Italiens Präsident Giorgio Napolitano, der davor der Familie Abbados kondoliert hatte. Die Trauerzeremonie wird im engsten Kreis der Familie erfolgen. Noch bis Mittwochnacht kann die Öffentlichkeit kondolieren.
Die Stadt Mailand hat aufgrund des Todes des Dirigenten den Mittwoch zum Trauertag erklärt. Die Fahnen in allen öffentlichen Institutionen der Heimatstadt Abbados wehen auf Halbmast. Im Senat wurde ein Blumenstrauß auf Abbados Sitz gelegt. Am 30. August 2013 war der Maestro von Präsident Napolitano wegen seiner Verdienste im Kulturbereich zum Senator auf Lebenszeit ernannt worden.
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