Clara Stern über "Zwei gegen die Bank": "Es geht nicht um einen Mann"

Caroline Peters (li.) steigt mit ihrem gestohlenen Geldkoffer in ein Taxi, das von Daniela Golpashin gelenkt wird: TV-Komödie „Zwei gegen die Bank“
Filmregisseurin Clara Stern („Breaking the Ice“) hat ihren ersten Fernsehfilm gedreht. „Zwei gegen die Bank“ (Montag, ORF 1, 20.15 Uhr) ist ein Roadmovie mit komödiantischem Unterton - und mit Caroline Peters und Daniela Golpashin prominent besetzt. Und es ist der erste Filmstoff, den sie nicht selbst geschrieben hat: „Ich habe das Drehbuch gelesen und mir gedacht: Dieser Stoff ist etwas ganz Besonderes“, sagt Clara Stern im KURIER-Gespräch, und ihre Begeisterung ist immer noch spürbar: „Von fünf Hauptfiguren sind vier mit einer Frau besetzt. Es geht nicht um einen Mann. Es geht nicht um eine Liebesbeziehung. Und es ist kein Krimi. Das findet man selten. Das habe ich sehr spannend gefunden. Und es hat sehr viel Spaß gemacht.“

Regisseurin Clara Stern: „Bin ein großer Komödienfan“
Tatsächlich treffen bei der Besetzung von „Zwei gegen die Bank“ versierte Komödienspezialistinnen aufeinander. Im Zentrum steht die immer patente Caroline Peters: Sie spielt Finanzexpertin Juliette Koons, die ihrer gewissenlosen Chefin vier Millionen Euro geklaut hat, und mit ihrem schweren Geldkoffer nach Rom verduften will. Sie ruft nach einem Taxi, das von einer schwangeren Taxifahrerin namens Maggy – mit herbem Schmäh verkörpert von Daniela Golpashin – gelenkt wird. Im Zuge ihrer abenteuerlichen Fahrt durch das nächtliche Wien nähern sich die beiden Frauen an und werden zu Komplizinnen: „Das Schöne war, dass das Drehbuch von Dominic Oley für die beiden geschrieben wurde. Die Art und Weise, wie die Figuren und ihre Dialoge wunderbar ineinandergegriffen haben, war wie ein Geschenk. Zuerst herrscht zwischen den Frauen Misstrauen, dann werden sie notwendigerweise Verbündete – und vielleicht steht am Ende sogar Freundschaft. Das hat sich total gut und dynamisch ergeben.“

Danilea Golpashin (li.), Murathan Muslu und Caroline Peters in "Zwei gegen die Bank“
Sie selbst habe einen „filmischen Blick“ auf das Drehbuch geworfen und sich darum bemüht „visuellen und physischen Humor“ in ihr Roadmovie zu bringen: „Österreich ist ja bekannt für Kabarettfilme und stark dialoglastige Komödie“, meint Clara Stern, selbst großer Komödienfan: „Ich habe ein Bedürfnis nach absurden Momenten, wie etwa, wenn Margarethe Tiesel als neugierige Nachbarin eine Pelzhaube trägt, die aussieht, als wäre sie aus dem Fell des Hündchens gemacht, das sie auf dem Arm hält. Das ist für mich ein gutes Beispiel für visuellen Humor.“ Auch mithilfe des Sounddesigns wurde nachgeholfen: „Wir haben versucht, das Auto so klingen zu lassen, als würde es jeden Augenblick auseinanderfallen.“

Margarethe Tiesel mit Haube, Hündchen und Murathan Muslu: "Zwei gegen die Bank"
Neben der Taxifahrerin und ihrer flüchtigen Kundin besteht das andere Comedy-Paar aus der bestohlenen Bankchefin Claudia Wentenheimer und ihrer Sekretärin Thurle. Barbara Gassner als herrische Frau Direktor, die schon mal einen Hausschuh nach ihrer Angestellten schmeißt, und Johanna Orsini in der Rolle der stoischen Sekretärin, ergeben ein herrliches Komödienduett mit Hang zum Slapstick: „Es war wichtig, dass das Verhältnis zwischen Chefin und Sekretärin einer klaren Hierarchie unterliegt“, erklärt Stern. „Man hat als Publikum trotzdem das Gefühl, dass die Sekretärin der vernünftigere Part ist. Das ist ein klassisches Comedy-Duo-Element, das man schon bei Jerry Lewis und Dean Martin findet: Der starke Kontrast zwischen den beiden macht den Witz aus.“
Ein Patschen zu viel
Doch „Zwei gegen die Bank“ sollte nicht nur komisch sein. Dahinter stehen ernstere Anliegen: „Für mich war es wichtig, dass es einen Punkt gibt, wo die Sekretärin findet: ,Es reicht.‘ Es geht mir auch darum, sich zu fragen: Was dürfen sich die Mächtigen und Reichen herausnehmen? Und wo muss man ihnen Grenzen aufzeigen? Wenn die Sekretärin sagt: .Der letzte Patschen war zu viel’ und kündigt, ist das für mich ein wichtiger Moment, damit diese Figur ihre Integrität behält.“

Barbara Gassner (li.) als böse Chefin und Daniela Golpashin als wehrhaftige Taxifarherin in "Zwei gegen die Bank"
Überhaupt sei Kapitalismuskritik ein wichtiges Thema – etwa, wenn Finanzexpertin Juliette vorrechnet, wie viele Firmen von Katastrophen und Kriegen profitieren würden: „Außerdem befinden wird uns in einem Moment der Geschichte, wo die Arm-Reich-Schere gerade sehr auseinandergeht“, so die Regisseurin: Das war auch die Herausforderung: Ein schweres, komplexes Thema herunterzubrechen auf etwas ganz Klassisches wie einen Koffer voller Geld.“
Regie
Clara Stern, geboren 1987 in Wien, ist Regisseurin und Drehbuchautorin. „Breaking the Ice“ (2022) war ihr Kinodebüt. „Zwei gegen die Bank“ ist ihre erste TV-Arbeit
ORF-Premiere
In der Komödie „Zwei gegen die Bank“ (Sonntag, 20.15 Uhr auf ORF ON, Montag 20.15 Uhr, ORF 1) ist Caroline Peters mithilfe von Daniela Golpashin auf der Flucht. Das Drehbuch stammt von Dominic Oley, gedreht wurde in und um Wien. Bei Erfolg könnte ein zweiter Teil folgen
Apropos Geld: Das Ausstattungsteam musste durchrechnen, wie viele Scheine man in einen Koffer packen und ihn dann trotzdem noch aufheben kann: „Das sind so Momente, wo ich mir denke: Ich liebe meinen Job“, lacht Clara Stern: „Bei jedem Projekt bin ich mit Dingen konfrontiert, über die ich noch nie nachgedacht habe: Wie viel wiegt Geld?“
Kommentare