Charlie Winston: Über einen Umweg nach Malawi zurück zur Musik

Charlie Winston: Über einen Umweg nach Malawi zurück zur Musik
Der Singer/Songwriter spricht im KURIER-Interview über den geplatzten Lebenstraum und seine trotzdem fröhlichen Kinder.

Lilongwe ist ein idyllischer Ort im Herzen Malawis. Er hätte die neue Heimat von Charlie Winston werden können. Denn der Singer/Songwriter, der 2009 mit dem Hit „Like A Hobo“ bekannt wurde, wollte nach seiner Tour von 2016 die Musik hinschmeißen und dorthin auswandern. Aber es kam anders. So, dass der in Paris lebende Brite voriges Jahr mit dem Album „Square 1“ stärker denn je zurückkam.

 

Charlie Winston: Über einen Umweg nach Malawi zurück zur Musik

„Ich wollte mir in Malawi den Traum erfüllen, Regie zu führen“, erzählt Winston im Interview mit dem KURIER. „Ein Freund von mir leitet dort nämlich das Lilongwe Wildlife Center, das sich um den Schutz des Lebensraumes und der malawischen Wildtiere kümmert. Er hat dort eine Menge Gesetze in Bezug auf den Elfenbeinhandel geändert. Deshalb wollte ich eine Doku über ihn drehen. Doch ein paar Tage bevor ich mit meiner Frau und meinen beiden Kindern dorthin fliegen wollte, hatte ich einen doppelten Bandscheibenvorfall. Zusätzlich bekamen wir die Diagnose, dass mein Sohn Epilepsie hat.“

 

Die Winstons mussten alle Pläne verwerfen und waren am Nullpunkt angelangt. Über diese Krise schrieb Winston den Song „Spiral“, der das Album „Square 1“ einleitet. „Ich bin in der Hölle, hilf mir raus“ singt der 40-Jährige in dem bewegten Song, der an afrikanische Rhythmen angelehnt ist.

Heute kann Winston aber schon das Positive an dem Höllentrip sehen: „Er hat mir die Liebe zur Musik zurückgegeben, denn ich musste all diese Gefühle irgendwie ausdrücken. Wenn nicht nur deine eigene Gesundheit, sondern die deiner Familie bedroht ist, ist das extrem aufwühlend.“

 

Trotzdem ist mit „The Weekend“ auch der fröhlichste Song von „Square 1“ genau in dieser Zeit entstanden. „Wir wussten erst nicht wohin. Wir kamen bei den Eltern meiner Frau, die Französin ist, in Südfrankreich unter. Und immer, wenn wir dort Musik spielten, begannen die Kinder zu tanzen. Ihre unbeschwerte Freude war die Inspiration zu ,The Weekend‘.“

Das liebe Geld

Winstons wieder so starke Liebe zur Musik ist in jedem Song von „Square 1“ zu hören. Was aber hatte ihm diese Liebe genommen? „Musik zu machen und sie live zu spielen ist eine Sache“, sagt er. „Aber du bist dabei auch Teil einer Industrie. Wenn du ein Album aufnimmst, steckst du alles, was du hast, in die Songs, bist monatelang bemüht, etwas Schönes zu schaffen. Aber wenn es dann erscheint, geht es nur mehr darum, damit ins Radio zu kommen. Das war für mich das Frustrierende.

Ich will mich darüber nicht beschweren, denn natürlich hat auch dieses Business – wie jede andere Industrie – das Ziel, Geld zu machen. Aber mir ist dadurch der spielerische, unschuldige Umgang mit der Musik abhanden gekommen. Und ich habe gesagt, wenn es nur mehr ein Job ist, höre ich damit auf. Aber zum Glück ist meine Leidenschaft wieder voll da.“

 

INFO

Charlie Winston auf Solo-Tour in Österreich

13. 2. Salzburg/Rockhouse

14. 2. Wien/Porgy & Bess.

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